letzte Fragen :
Warum wollen Komiker heute immer „gnadenlos komisch“ sein? (22. 5.)
Weil – vermute ich – sie „sehr“ komisch oder „ganz dolle“ komisch sein wollen und meistens schlecht sind. Das soll wohl durch das harte, unbeugsame „gnadenlos“ übertüncht, verschleiert und ins angeblich positive Gegenteil verkehrt werden. Dabei zeigen sie meiner Meinung nach mit dieser Formulierung eigentlich nur, wie unsensibel und etwas blöde sie sprachlich agieren und die Sprache verhunzen. „Gnadenlos“ heißt „ohne Gnade“, das heißt ohne jedes Mitgefühl, lieblos, hartherzig, unsensibel-stur und „rechthaberisch auf der ganzen Linie“. Arme Möchtegern-Komiker, die so eine Wortwahl nötig haben! Oder liegt dies auch daran, dass man und frau sich im Catch-as-catch-can der unzähligen selbst ernannten, meist öde-langweiligen „KomikerInnen“ und „Comedy-Sternchen“ in der Privat-TV-Konkurrenz irgendwie versucht zu behaupten? Die armen Gnadenlosen …
Harrie Müller-Rothgenger, Hannover
Damit folgen sie doch nur den heute geltenden Gesetzen ihres Hand- oder besser Mundwerks! Denn das, was einst als Komödie Kunst war, ist nun als „comedy“ ja nur noch Geschäft, in dem nicht qualitätvolle Leistung zählt und bezahlt wird, sondern vor allem die Fähigkeit, brutal, also „gnadenlos“, den Massengeschmack zu bedienen.
Uta Eckensberger, Saarbrücken
Warum sollten Sie uns Gnade erweisen (z. B. die des Schweigens), wenn wir bereit sind, dergleichen anzuhören oder anzusehen? Im Übrigen sind Komiker weniger gnadenlos als ihre Politikerkollegen desselben Ranges. Wie schon der alte Herr Terenz über selbige sagte: Nae iste magno conatu magnas nugas dixerit. (Da habt ihr ihn, wie er mit großer Mühe große Albernheiten redet.)
Rose Remmert, Freiburg
Weil zumindest die deutschen in die gnadenlos komischen Sender RTL 1, 2, 3 und Sat 1 kommen wollen, um uns dann den gnadenlosen Schwachsinn für viel Geld zu verkaufen.
Uwe-C. Schierhorn
Wollen? Der Verdrängungswettbewerb schlägt auch bei den Komikern voll zu, so dass „gnaden-los“ auch immer „chancen-los“ bedeutet.
Gerd Neurath, Saarbrücken
Wie funktioniert Sonnencreme? (22. 5.)
Wenn die Creme auf der Haut verteilt ist und die Sonne drauf scheint, werfen die Moleküle der Sonnencreme Schatten auf die darunter liegende Haut. So ist die Haut immer im Schatten und man bekommt keinen Sonnenbrand.
Barbara Kirsch, Lüneburg
Sei es Salbe, Lotion oder im übertragenen Sinn: So wie das meiste: Je mehr oder dicker geschmiert wird, umso besser für den Lieferanten, Hersteller, Interessenvertreter etc. Jörg Wessels
In Mitteleuropa im Winter gar nicht, im Sommer undurchdringlich.
Uwe-C. Schierhorn
Sonnencreme ist gegen Frühjahrs- und Herbstdepressionen. Sie wird je nach Bedarf dick aufgetragen und gaukelt einem das Gefühl eines sonnigen Sommers vor. Martin Reinhardt, Hannover
Eine Sonnencreme ist im Prinzip eine Hautcreme, die zusätzlich UV-absorbierende Substanzen, meist Pigmente (Titandioxid) oder Zimtsäure-Derivate, enthält. Der Effekt ist, dass vor allem die kurzwelligen UV-B-Strahlen gefiltert oder ganz reflektiert werden, so dass sie keinen Sonnenbrand oder Schlimmeres in der Haut verursachen können. Mensch kann somit länger in der Sonne toben, sollte aber trotzdem lieber im Schatten dösen …
Norbert Fasching
In der Sendung mit der Maus hat Armin erst vor kurzem gezeigt, dass der Sonnenschutzfaktor in der Sonnencreme von dem Anteil an Sand in der Creme abhängt. Je mehr Sand, desto weniger Sonne kommt an die Haut. Natürlich ist der Sand so fein, dass man ihn kaum spürt. Dies zeigt mal wieder, dass man ohne die Sendung mit der Maus vor den wesentlichen Fragen des Lebens kapitulieren müsste.
Lisa Quasnitschka, Friedberg
Wie geschmiert.
Gerd Neurath, Saarbrücken
Auf welche Seite des Knäckebrots kommt der Belag? (24. 4.)
Am besten halbiert man das Knäckebrot in seiner Dicke. Dann hat man zwei flache Scheiben, diese beschmiert man mit dem Belag und klappt sie wieder zusammen.
Margot Brünner, Reichertshofen
Auf die obere, glattere, „schönere“ Seite. Das hat mehrere Gründe. Zunächst ist es dem Menschen eigen, „glatt“ als „schön“ anzusehen; weshalb sonst striche mensch Nutella oder Marmelade auf egal welcher Seite einer Scheibe Brot überhaupt glatt? Und warum sonst würde Straßenbelag nach dem Auftragen mit einer Dampfwalze geglättet? Hügel scheinen uns nicht zu gefallen. Doch die Schönheit einer Hügellandschaft erschließt sich, sobald man all seine Sinne einsetzt.
Eine amerikanische Freundin brachte mich bei einem gemeinsamen Frühstück darauf: Sie brach das Stuttgarter Brötchen mit beiden Händen auf, statt das angebotene Messer zum Aufschneiden zu nutzen – was natürlich die Folge zweier glatter Oberflächen der Hälften gehabt hätte. Auf meine irritierte Frage, warum sie das mache, sagte sie: „Ich finde das viel sinnlicher!“ (Was, unter uns, Brötchen in Stuttgart nur gut tun kann!)
Ich brauchte Jahre, bis ich begriff: Es geht nicht nur um den Sinneseindruck der Hände, sondern um das Gefühl im Mund, das Lebensmitteltechnologen „Mouthfeeling“ nennen. Übrigens wollte auch Hundertwasser mit unebenen Stufen und Türklinken in seinen Häusern die Sinne ansprechen. [Gibt es eigentlich schon eine Studie über häufige Haushaltsunfälle in Hundertwasserhäusern? Die Red.] Und genau so einen sinnlichen „Eindruck“ hinterlassen die abwechslungsreichen Hügelchen der Knäcke-Unterseite auf der Zunge.
Thomas Preuß, Stuttgart
Gibt es die Letzten Fragen auch als Buch? (immer mal wieder gefragt)
Nein, aber es gab sie. Barbara Häusler gab 2001 in der Reihe rororo Sachbuch den Band „Was tut der Wind, wenn er nicht weht? Letzte Fragen und erste Antworten“ heraus. Leider ist das Buch inzwischen vergriffen. Eine Publikation der folgenden drei Jahrgänge der Letzten Fragen ist derzeit nicht geplant.
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