piwik no script img

Archiv-Artikel

letzte Fragen

Gehört ein CD-Hörbuch ins CD- oder Bücherregal? (19. 7.)

Weder noch! Meines Erachtens gehören CD-Hörbücher überhaupt nicht ins Regal, sondern auf den Müll. Literarische Werke dienen dem optischen Konsum. Wer sich unbedingt was vorlesen lassen möchte, soll zur Autorenlesung gehen; Autoren machen das nämlich meistens besser als irgendwelche „bekannten Stimmen aus Funk und Fernsehen“, die auf diesen CDs oft Texte vortragen, zu denen sie überhaupt keinen Bezug haben. Außerdem werden die literarischen Vorlagen für den Tonträger in der Regel gekürzt … Und an Buchdrucker und -binder denkt anscheinend eh keiner mehr. Und was das CD-Regal angeht: Okay, ich bin altmodisch, aber ist Vinyl nicht viel schöner?!?Frank Pörschke, Hattingen

In den Mülleimer! Bücher müssen gelesen werden! Mensch denke an die Pisa-Studie! Es heißt ja auch „Ich hab’s allen gezeigt“ und nicht „Ich hab’s allen gebrüllt“.

Claus Langbein, Kornwestheim

MiRegal. Gerd Neurath, Saarbrücken

Ins CD-Regal, und zwar schon einzig und allein des Formats wegen. Oder will jemand behaupten, er oder sie hätte früher die Klassiker-Lese-LPs der Deutschen Gramophon ins Bücherregal gestellt?! Absurd!

Hanna Rückert, Bonn

Warum stirbt ein Seemann, wenn man sich die Zigarette an einer Kerze anzündet? (28. 6.)

Streichhölzer schnitzen klingt zwar auf Anhieb ganz gut, ist aber wohl doch ein bisschen um die Ecke gedacht. In Wahrheit stammt diese Weisheit aus dem Leuchtturmwärtermileu! Und zwar aus einer Zeit, als Leuchttürme noch mit Kerzen betrieben wurden und Schiffe einen Ausguck am Mast hatten, von dem aus ein Matrose Ausschau nach dem besagten Kerzenlicht hielt. Wenn dann ein unvorsichtiger junger Leuchtturmwärter-Azubi seine Zigarette an der Kerze anzündete und dabei im Lichtschein stand, warf er einen Schatten in Richtung See.

Dieser Schatten war durch die Entfernung, das Schwanken des Bootes und die Fantasie des vereinsamten Ausguckmatrosen derart grausam verzerrt, das der Seemann wahlweise vor Schreck vom Mast sprang oder gleich einen Herzinfarkt erlitt. So einfach ist das!

Bastian Wrede, Hildesheim

Früher gab es noch kein elektrisches Licht, also wurden Kerzen dazu benutzt, das Licht eines Leuchtturmes zu erzeugen. Zündete sich also der Leuchtturmwärter oder einer seiner Gäste eine Zigarette an einer dieser Kerzen an, war auf See kein Licht zu sehen und das Schiff, das gerade vorbei segelte, fuhr auf eine Klippe – und so starb mindestens ein Seemann.

Christine Stempels, Hamburg

Sowohl Kerzen als auch Zigaretten sind völlig unseemännisch. Kann man sich einen stämmigen, nach Fischtran stinkenden Matrosen vorstellen, der sich mit spitzen Fingern und bei Windstärke zwölf eine Gauloise an einer Tafelkerze entzündet? Tut man ein solches, stirbt mal wieder ein Stück Seemann in uns. Ausgeglichen werden kann der Frevel durch das Anstecken einer Pfeife an einem Sturmlicht.

Imke Schramm, Potsdam

Wer geht bei diesem Wetter ins Sonnenstudio? (19. 7.)

Die wird, so viel ich weiß, Shanti gerufen und wohnt – da bin ich mir ganz sicher – in der Eberswalder.

Bernhard Wüst, Berlin

Ich kenne sie nicht, habe sie in ein Wiesbadener Sonnenstudio gehen sehen. Sie war blond, schlank, braun gebrannt und hatte diese typische Ich-seh-gut-aus-Haltung.

Jürgen Korell, Wiesbaden

Die armen Wesen, die dort angestellt sind. Zum ersten Mal hat der Job keinen Mehrwert und die UVA/UVB-Huren, die sonst den herumlungernden „Freundeskreis“ stellen, sind auch fahnenflüchtig. Und das bei den Temperaturen … Da tun sie mir fast Leid.

Claudia vom Scheidt, Düsseldorf

Alle, die nicht ganz gebacken sind.

Gerd Neurath, Saarbrücken

All diejenigen, die berufsbedingt nicht die Zeit haben, sich in die Sonne zu legen, aber trotzdem großen Wert darauf legen, den Anschein zu erwecken, sie hätten diese Zeit.

Maiko Jahn, Dresden

Gibt es einen noch absurderen Vornamen als Millicent? (5. 7.)

Ich hätte mich schon längst in die Vornamendiskussion einmischen sollen: Ich besuchte seinerzeit die Rudolf-Steiner-Schule Landsschulheim Schloss Hamborn, als ich im Aushangkasten eine Taufe angeschlagen fand: Das Ehepaar, das den Schülerhof bewirtschaftete, nannte ihren Knaben „Merlin Friedemann Sternenreiter“, wobei die hochfliegende Melodielinie dieser Namenshypothek abrupt vom „barschen“ Klang des Nachnamens gestoppt wurde, den ich hier aus Datenschutzgründen ungenannt lassen möchte. Jedenfalls dürfte Merlin F.S. mittlerweile volljährig sein – vielleicht lernt er ja mal Evangeline Aspasia Erdmute aus Gotthold Seckers Leserbrief kennen.

Tobias Enke, Bielefeld

Warum ziehen Frauen ihren Pullover anders aus als Männer? (28. 6.)

Das liegt wohl daran, dass Frauen Überkreuzbewegungen viel leichter fallen als Männern.

Denn: Im menschlichen Gehirn ist das Corpus callosum ein zentraler Gewebebereich, der als Hauptverbindung Botschaften zwischen den beiden Gehirnhälften (Hemisphären) vermittelt. Dieser Nervenstrang oder Balken ist im hinteren Drittel bei Frauen wesentlich dicker ausgeprägt als bei Männern (vielleicht die Rache für siebentausend Jahre Patriarchat!).

Dies lässt vermuten, dass die Kommunikation und Kooperation zwischen den beiden Hemisphären bei Frauen eine intensivere ist. Da die Hemisphären jeweils für die gegenüberliegende Körperhälfte zuständig sind (linke Gehirnhälfte – rechter Arm), fällt es Frauen dadurch wesentlich leichter, Überkreuzbewegungen – wie eben beim Pulloverausziehen mit gekreuzten Armen – durchzuführen. Männer haben da so ihre Probleme, was eine kleine Versuchsreihe des Schreibers ergab, es gab arge Verwicklungen (ausprobieren!!).

Elmar Mosbrugger, Konstanz

Zunächst mal tragen Männer gewöhnlich weitere Pullover als Frauen. Da gibt es nur eine Engstelle: die Halsöffnung. Diese identifiziert ein Mann als größtes Problem, das es als Erstes zu lösen gilt, und geht es direkt an. Er zieht also den Pullover von vorn über den Kopf und zerrt dann so lange am Rückenteil des Kleidungsstücks herum, bis die Halsöffnung von hinten über den Kopf rutscht. Nun steckt der Kopf aber im Dunkeln des Pullovers, den wir deshalb weiter über den Kopf ziehen, bis dieser wieder frei ist. Jetzt noch die Arme aus den Ärmeln, dann ist es geschafft. Der ganze Vorgang sieht nicht sehr elegant aus, weil der Mann mit gesenktem Kopf und vorgebeugtem Oberkörper blind herumhampelt, um schließlich zerzaust aus dem verknüllten und gezerrten Pullover aufzutauchen. Deshalb bevorzugen Männer Jacken.

Ganz anders Frauen. Ihre Pullover sind enger, die Engstelle sitzt nicht nur am Hals, sondern das ganze Teil ist eine Engstelle. Es muss daher eher wie ein Schlauch oder Strumpf abgerollt werden. Frau greift daher den unteren Pulloverrand mit überkreuzten Armen und zieht mit einer einzigen, fließenden Bewegung das Kleidungsstück nach oben, wobei es sich von innen nach außen kehrt. Diese Bewegung scheint dem Mann so unmöglich wie ein Möbiusband oder eine Escher-Treppe, deshalb wird er es gar nicht erst versuchen. Frauen jedoch interessieren sich nicht für die Möglich- oder Unmöglichkeit, sie tun es einfach – und natürlich klappt es dann auch. Außer durch die überlegene Technik beeindruckt eine Frau zusehende Männer durch die vorteilhafte Darstellung ihres Oberkörpers, der mit erhobenen Armen gestreckt und ohne Pullover sichtbar wird. Felix Schäfer, Münster

Weil sie mehr Gespür für Ästhetik, Sinnlichkeit und Körperlichkeit besitzen – und weil sie Brüste haben. Männer entledigen sich einfach nur ganz schnell des Kleidungsstücks Pullover, Frauen inszenieren einen auch noch so kurzen Akt des Entkleidens. Beim Abstreifen des Pullovers mit gekreuzten Armen werden die Brüste zwangsläufig angehoben, und es wird den (gedachten) Anwesenden demonstriert: Seht her, was ich habe.

Uwe Tünnermann, Lemgo

Die geschlechtsunterschiedliche Pulloverausziehmethode erklärt sich meines Erachtens aus der Tatsache, dass Männer häufig unter ihrem Pullover ein Hemd tragen. Damit der Hemdkragen die Rutscheigenschaften des Pullis nicht beeinträchtigt, fassen sie direkt am Kopfloch (= Hemdkragenkontaktstelle) an und entzuzzeln das Ganze, bevor sie beherzt den Pullover ausziehen.

Frauen hingegen haben lieber während des gesamten Ausziehvorgangs ihre Umgebung unter Kontrolle und halten deshalb den Moment, in dem sie pulloverbedingt blind sind, so kurz wie nur möglich.

Melanie Urbschat, Karlsruhe

Es würde doch albern aussehen, wenn er die Arme kreuzt, um ihr den Pullover auszuziehen [an die Variante haben wir noch gar nicht gedacht; das müssen wir gleich mal ausprobieren; in Eile: die Red.] Bernd Treib, Bremen

Procedere: Letzte Fragen und Antworten bitte an: die tageszeitung, Letzte Fragen, Kochstr. 18, 10969 Berlin; Fax (0 30) 25 90 26 54;E-Mail bitte nur an: fragen@taz.de