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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum heißen Salzletten jetzt Saltletts? (16. 8.)

Ein längst überfälliger Globalisierungseffekt. Es sagt ja auch niemand, nicht einmal ein Mormone, Salzleck Tsitty. [Warum sollte er auch? Mormonen sind doch immer so pc! Indigniert: die Red.]

Friedemann Bedürftig, Hamburg

weil wir auch nicht mehr sandaletten, sondern flip-floppen (beachtet, dass ich ohne zu substantivieren geantwortet habe. das werde ich aber nicht beibehalten, weil man da so viel nachdenken muss – wenngleich lustig. wenn ich also demnächst vorschriftsmäßig schreibe, damit ihr’s leichter habt, versprecht mir, dass ihr da nix verschlimmbessert!) [Verschlimmbessern? Kennen wir gar nicht. Vergeigen! Recht zufrieden: die Red.] Rose Remmert,Freiburg

Die populären Salzletten heißen nunmehr Saltletts, um sich semantisch ein für alle Mal von den nicht weniger populären Pantoletten abzugrenzen. Schließlich will der Hersteller mit dem Produktnamen knackiges Salz- und mitnichten mürbes Käsegebäck bewerben. (Dass er sich mit der englischen Verniedlichungsendung in ein völlig bodenloses Bedeutungsnirwana begibt, stört allenfalls anglophile Auszugsmehlverächter: Sälzlein? Sälzchen?)

Uwe Spiller

Aufgrund der fortschreitenden Aufnahmeverhandlungen der Europäischen Union mit Lettland schien es nicht weiter angezeigt, sich über künftige Unionsmitglieder lustig zu machen, indem dünnes Laugengebäck, das meist unachtsam beim „Tatort“ schnabuliert wird, nach ihnen benamst ist. Die ursprüngliche Umbenennungsidee, hervorgebracht von einer aus Liverpool stammenden Praktikantin mit einem Apple Powerbook, lautete: „Let it be … salted!“ – Leider setzte sie sich gegenüber den eher konservativen Produktdesignern nicht durch, und so wurde es die Kurzform.

Sebastian Lovens, Berlin

Weil es heute, da Besprechungen Meetings sind und Kaffee zum Mitnehmen Coffee to go, da Feiern Partys heißen und Rollschuhe Skates, da eine Arbeit ein Job ist und alles im Preis inbegriffen all inclusive, da belegte Brote nur noch als Sandwiches schmecken und man nichts mehr so schnell wie möglich erledigt, sondern vielmehr asap [C’est quoi? Von gestern: die Red.], da man auch nicht seine Nachrichten abhört, sondern seine Mailbox, da man auch nirgendwo mehr gebackene Kartoffeln, sondern nurmehr Baked Potatoes bestellen kann, da man einen Rucksack heute als Bodybag anpreist (was – ganz nebenbei – eigentlich Leichensack heißt), weil also heute unterm Strich und schließlich und endlich sowieso alles komplett krachdumm und eh schon ganz wurscht ist. Right?

Lorenz Ritter, Hamburg

Diese Sorte wird in Saltcastle hergestellt, wo auch die Mosmart-Kugeln herkommen. Gerhard Drexel, Berlin

Weil sie amerikanisiert wurden – weil es „in“ ist. Max Reinhardt, 14 Jahre, Lahr

Weil sie verbessert wurden und noch salziger sind und sortenreicher.

Albert Reinhardt, 12 Jahre, Lahr

Oh Mann, ey, da musst du doch nur genug Werbung gucken: weil die jetzt dicker sind!

Emil Reinhardt, 10 Jahre, Lahr

Ich habe nicht die geringste Ahnung! Allerdings bin ich schon sehr gespannt auf die Antwort von Uwe Tünnermann. [Tünnermann hat gar nicht geantwortet auf diese Frage! Unberechenbare Lemgoer, ihr! Die Red.]

Peter Hansen, auch Lemgo

Gibt es auch „indirekte“ Nachfahren? (16. 8.)

Ja, aber nur bei Politikern. Helmut Kohl ist bekanntlich der Enkel von Konrad Adenauer, Gerhard Schröder der von Willy Brandt. Von Adenauers und Brandts Söhnen und Töchtern ist nie die Rede gewesen – die hat es offensichtlich nicht gegeben. Im wirklichen Leben ist, soweit dem Schreiber bekannt, das Überspringen einer Generation bislang noch nicht beachtet worden. Uwe Tünnermann, Lemgo

Gibt es natürlich. Das sind die Kinder meiner Geschwister sowie meiner Cousins und Cousinen, oder besser gesagt, alle Verwandten, die jünger als ich, aber nicht meine Kinder sind. Meine Kinder und deren Abkömmlinge wären dagegen meine direkten Nachfahren. Bei den „indirekten Nachfahren“ wird sich das eigene Erbgut – allerdings verdünnter als bei den direkten Nachfahren – wiederfinden.

Indirekte Vorfahren sind die Geschwister meiner direkten Vorfahren und deren Nachkommen, soweit sie älter sind als ich. Ich habe – verdünnt – deren Erbgut, ohne dass ich von ihnen abstamme.

Bei den heute üblichen Familienstrukturen wird das mit den Verwandtschaften wohl eher schwieriger, nachdem viele Bezugspersonen nicht biologisch das sind, was sie von den sozialen Strukturen her sein müssten. Sind die Geschwister meiner angeheirateten Großmutter mit mir verwandt? Sind meine Schwiegerleute mit mir verwandt? Ich denke, die realen sozialen Strukturen spielen bei dem, was man als Vorfahre und Nachfahre definiert, mit eine Rolle.

Georg Doerry, Heimbach

Die, die dir nicht direkt nachfahren, sondern mehrere dazwischen lassen.

Rose Remmert, Freiburg

Klar. Das sind die, die sich beim Nachfahren verfahren haben.

Sebastian Lovens, Berlin

Das sind Nachfahren aus Seitensprüngen. Gerhard Drexel, Berlin

Logik – das ist doch etwas, was uns Männer schon immer weitergeholfen hat bei der Beseitigung globaler Probleme. Logisch ist, dass es Gegensätze gibt, wie etwa schwarz – weiß, Mann – Frau oder aber indirekt – direkt. Deutlich wird, dass es zu einem Teil auch immer ein Gegenteil geben muss. Ergo gibt es zu einem direkten Nachfahren einen indirekten Nachfahren. Aber wer auch immer könnte dies nun sein? Mein Schwager vielleicht, der sich durch drei Aspekte dafür prädestiniert: 1. Er ist ein Mann [Ist das jetzt gut oder eher ein Makel? Blickt noch nicht ganz durch: die Red.]. 2. Er ist der Mann, der meine Schwester geheiratet hat – so schwer das auch zu glauben ist. Und 3. ist er Holländer! Durch diesen zwangsweise entstandenen kulturellen Austausch musste ich lernen, wie so ein Schwager in Holland genannt wird: „die kalte Seite“. Auf welchen der drei Aspekte dies gemünzt ist, können wir nur mutmaßen.

Wenn ich nun den logischen Faden zu Ende verknote, erkenne ich, dass diese kalte Seite ja nicht unsympathisch sein muss – obwohl, dass die bei der letzten Fußball-WM nicht dabei waren, tat mir nicht wirklich leid. Zurück zum zu verknotenden Faden, muss ich erkennen, dass der Schwager als kalte Seite durchaus als indirekter Verwandter zu titulieren ist, was die logische Schlussfolgerung zulässt, dass dessen multinationaler Nachwuchs auch meine indirekten Nachfahren sind. Eigentlich logisch, oder? [Ja, schon gut. Aber die spannende Frage ist doch jetzt: Sind diese lieben Nichten und Neffen nun auch noch „kalte Seiten“ oder schon etwas wärmer? Fragt die Red.]

Florian Schier, Clenze

Natürlich. Das ist so wie mit der indirekten Rede. Ein indirekter Nachfahre ist jemand, von dem man sagt, dass er ein Nachfahre sei.

Herbert Breger, Hannover

Gibt es einen noch absurderen Vornamen als Millicent? (5. 7.)

Ich kannte mal eine Frau, die wegen einer bescheuerten Familientradition mit zweitem und drittem Vornamen Ernestine Gustave heißen muss, nach Großvater und Vater. Und sie fand’s nicht mal schlimm. [Vielleicht war ja ihr erster Vorname noch schlimmer? Adolphe zum Beispiel. Oder gar Knute? Vermutet mal: die Red.]

Georg Litty, Unterjesingen

Wie heiß ist es in der Hölle? (9. 8.)

Schulze fragen!

Andreas Klumb, Leipzig

Dass es in der Hölle immer heiß ist, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Für Sünder, die es es zu Lebzeiten gern warm bis heiß hatten, liegt die Temperatur in der Hölle sehr, sehr weit unter dem Gefrierpunkt. Lorenz Ritter, Hamburg

Bereits 1972 ist in „Applied Optics“ die Frage beantwortet worden, warum der Himmel heißer als die Hölle ist. Hieraus möchte ich den folgenden Abschnitt zitieren: „Die Temperatur der Hölle lässt sich nicht exakt bestimmen, doch muss sie jedenfalls kleiner als 444,6 °C sein, jene Temperatur, bei der Schwefel vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht. In der Offenbarung (21,8) finden wir: ‚Aber die Furchtsamen und Ungläubigen sollen ihren Platz in dem See finden, der von Feuer und Schwefel brennet.‘ Ein See aus geschmolzenem Schwefel bedeutet, dass seine Temperatur unterhalb des Siedepunktes liegen muss, der 444,6 °C beträgt. Oberhalb dieses Punktes wäre der Schwefel Dampf und nicht ein See“ (nachzulesen in: Weber/Mendoza: „Kabinett physikalischer Raritäten“, Vieweg-Verlag).

Wenn wir darüber hinaus annehmen, dass dieser See über keine Zusatzheizung verfügt, dann muss die Temperatur der Hölle oberhalb von 119,6 °C liegen, der Schmelztemperatur von Schwefel. Somit ist die Frage, wie heiß es in der Hölle ist, zumindest größenordnungsmäßig geklärt.

Matthias Vogler, Berlin

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