piwik no script img

Archiv-Artikel

letzte Fragen

Sind Dialektsprecher auch mal von ihrem Dialekt genervt? (1. 11.)

Dialektsprecher sind nicht von ihrem Dialekt genervt – sondern davon, dass Hamburger meinen, sie würden perfektes Hochdeutsch sprechen!!!

Monika Beck, Ravensburg (zz. Hamburg)

Bei manchen bin ich geneigt zu sagen: schön wär’s! Aber ich glaube nicht daran. Diejenigen, die genervt waren, haben was dagegen getan und Hochdeutsch gelernt. So haben sie zumindest die Wahl, Dialekt zu sprechen oder nicht. Die anderen sind anscheinend resistent gegen „gemeinsame“ Sprache. Sie sind von ihrem Dialekt nicht genervt, weil sie gar nicht merken, was sie tun. Glaube ich. Damit kein Missverständnis aufkommt: Manche Dialekte finde ich nett und angenehm zu hören. Wenn allerdings die Verständlichkeit darunter leidet und das Zuhören anstrengend wird, dann ist für mich die Grenze erreicht. Leider kommt das vor.Christoph Schmees, Bremen

Ich kannte mal eine Erzieherin, die war aus Schwaben nach Ostwestfalen gezogen und wurde dort von ihren Schutzbefohlenen aus der Sonderschule so lange wegen ihres Dialekts verlacht, bis sie keinen Dialekt mehr hatte. Das dauerte keine zwei Wochen, dann war nichts mehr zu hören. Eine stramme Leistung, wenn man im Vergleich an die schwäbischen Berliner denkt! Fraglich bleibt aber, was sie mehr genervt hat: der Dialekt oder die Kritik daran?

Bernhard Wiechmann, Berlin

Da hier in Ostwestfalen reinstes Hochdeutsch gesprochen wird, kann ich diese Frage nicht beantworten. Als Hamburgerin müsste Wiebke Fuchs doch selbst am besten wissen, ob ihr norddeutscher Dialekt gelegentlich auf den Keks geht. Uwe Tünnermann, Lemgo [das ist die Gegend, in der man in reinstem Hochdeutsch „Hunga“ statt „Hunger“ sagt und „Kiache“ statt „Kirche“; Anm. der Red.]

Frau Fuchs sollte das Ganze ganz einfach mal „dialektisch“ betrachten, beispielsweise an ihrer eigenen derzeitigen Situation: Obwohl sie als „über den s-pitzen S-tein s-tolpernde“ Hamburgerin sicherlich durch ihren derzeitigen Basel-Aufenthalt von dem dort herrschenden Dialekt genervt sein dürfte, sollte sie nicht verkennen, dass die Baseler ihren eigenen Dialekt sicherlich als angenehm empfinden werden.

Eher werden sich diese wohl fragen, ob es denn nicht unangehm und fürchterlich ums-tändlich sei, beim S-prechen immer über den s-pitzen S-tein zu s-tolpern (was es aus der Sicht der Hamburger berechtigterweise selbstvers-tändlich nicht ist).

Die Frage ist in etwa mit derjenigen zu vergleichen, warum eigentlich die Großbriten mit ihren Autos immer noch auf der falschen Straßenseite fahren: Aus ihrer eigenen Sicht fahren sie natürlich auf der richtigen, und nur die bornierten Festlandeuropäer fahren mal wieder auf der falschen Seite (nicht nur des Kanals).

Gerd Wächter, Kreuzberg (Spree)

Warum sind Rote-Bete-Scheiben immer geriffelt? (1. 11.)

Die bei glatten Scheiben vorhandene hohe Oberflächenspannung bewirkt ein Zusammenkleben beziehungsweise -klumpen, was durch die geriffelte Oberfläche vermieden wird und so den gezielten Verzehr einzelner Rote-Bete-Scheiben ermöglicht.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Weil das menschliche Auge mitisst – und heutzutage alles durchdesignt sein muss, und seien es halt leckere Essigfrüchte. Beate Kumrath, Bonn

Immer?

In einem kleinen norddeutschen Dorf (mit Straßenbahn) gibt es mindestens einen Rote-Bete-Esser, der seine Roten Bete mit einem glatten Messer schneidet.

Weshalb die industriell verarbeitete Rote Bete oft (keinesfalls immer, ich kenne auch die glatte Version) mit gewellten Messern geriffelt / geschnitten wird, kann ich nur raten: Vielleicht nimmt sie dank der größeren Oberfläche mehr oder schneller die Marinade an, in der sie eingekocht werden?

Oder zumindest glaubt der Produzent daran?

Oder vielleicht findet er es auch einfach nur schöner? Christoph Schmees, Bremen

Rote-Bete-Scheiben sind nur im Glas geriffelt (frisch nur ganz erhältlich, schmeckt auch besser), weil sie geriffelt bei gleichem Gewicht mehr Platz brauchen als glatte Scheiben.

Das Glas wird also mit weniger Roten Beten voll, was den Gewinn des Abfüllers mehrt, da Gemüse teurer ist als Essigwasser. Gudrun Holtz

Warum gibt es überhaupt Menschen, die dieses absolut nach nichts „schmeckende“ Gemüse verzehren und dann auf solche Fragen kommen?

Uwe Tünnermann, Lemgo

1.) Schon mal probiert, das glitschige Zeugs mit den Fingern aus dem Glas zu angeln? Durch die Riffelung hat der/die Rote-Bete-Süchtige wenigstens eine gewisse Chance, dass die Scheiben im Mund und nicht auf dem weißen T-Shirt landen.

2.) Wahrscheinlich damit das Zeugs nicht ganz so ekelhaft aussieht, wie es schmeckt? ? ?

3.) Unwiderlegbare technische Erklärung: wegen der Riffelung der Messer, mit denen die Rote-Bete-Knöllchen zerschnippelt werden.

Auf die wohl kaum zu verhindernde Frage einiger Schlaumeier, warum denn die Messer so geriffelt seien, empfehle ich die Antworten 1.) und/oder 2.). Von den Gedanken an Rote-Bete-Scheiben wohlig angeekelt, grüßt Gerd Wächter, Kreuzberg (Spree)

Weil so die einzelne Scheibe mehr Oberfläche und ergo mehr Geschmack hat. Außerdem sieht’s netter aus, und die Scheibe rutscht nicht so leicht von der Zunge. Barbara Kirsch, Lüneburg

PROCEDERE: Letzte Fragen und Antworten bitte an: die taz, Letzte Fragen, Kochstr. 18, 10969 Berlin; Fax (0 30) 25 90 26 54. E-Mails bitte nur an fragen@taz.de