piwik no script img

Archiv-Artikel

letzte Fragen

Warum beginnt die US-Woche mit Sonntag? (29. 11.)

Da die USA ein sehr christliches Land sind (siehe Irakkrieg „Kreuzzug gegen das Böse“) und in christlichen Gemeinden bzw. Gemeinschaften die Woche mit dem Sonntag beginnt, beginnt sie in den USA mit dem Sonntag.

Philipp Horn, Karlsruhe

Weil es dort „Take it easy“ heißt, bei uns aber „Aller Anfang ist schwer“.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Weil es den Amis reicht, nur einen Tag Weekend zu haben?

Sabine Niemann, Berlin

Die Vorstellung von einer Siebentagewoche, die mit einem Ruhetag endet, hat die westliche Welt über das Christentum aus dem Judentum übernommen, und hier ist der siebte Tag der Sabbat, also der Samstag. Im frühen Christentum trat der erste Tag der Woche, also der Sonntag, als Tag der Auferstehung Jesu hinzu, zunächst, wie sich gut belegen lässt, durchaus noch als Werktag mit einem Gottesdienst in den frühen Morgenstunden und abends nach der Verrichtung des Tagwerks. Beide Ruhetage bildeten in der hellenistisch-römischen Welt eine große Ausnahme, denn hier gab es überhaupt keine wöchentlichen Ruhetage.

Georg Litty, Unterjesingen

In gutem christlichen, jüdischen oder muslimischen Glauben beginnt die neue Woche nach dem religiösen Ruhetag. Für Muslime ist demnach Wochenbeginn am Sonnabend, für Juden und Christen am Sonntag. Vom wahren Glauben abgefallen und die Göttin Globalisierung verehrend, beginnt in fast in allen Ländern die Arbeits-, Geschäfts- und Fahrplanwoche am Montag.

Gerhard Drexel, Berlin

Ganz einfach: Das kommt von der Zeitverschiebung. Ist bei uns Montag 3 Uhr morgens, ist zum Beispiel in New York noch Sonntag 21 Uhr abends. Weil sich die Woche darum nicht kümmert, sondern einfach beginnt, kommt es zu diesem (korrigierungswürdigen) Phänomen. Wolf Schairer, Elmshorn

Das liegt daran, dass die Amerikaner den Europäern partout nicht hinterher sein wollen. Hierzulande mag der Montag zwar früher anbrechen als dort, aber die Woche hat in den USA dann schon längst begonnen.

Rüdiger Baldauf, Köln

Warum sagen Kinder (auch Fremden) stets Bescheid, wenn sie pinkeln gehen? (29. 11.)

Weil sie stolz sind, dass sie nicht mehr in die Hose „machen“. Und damit sie für ihre erste große Lebensleistung von den Erwachsenen die gebührende Anerkennung und Aufmerksamkeit finden, sagen sie Bescheid. Später folgen dann banale Dinge wie Schuhbänder schnüren oder Uhren lesen können: kleine Schritte in die große Selbständigkeit. Wilfried Böhling, Stade

Für alle, die sich selbst nicht erinnern können, sei deutlich gemacht, dass Kinder nicht „Bescheid sagen“; sie handeln viel mehr nach einer Art genetisch festgelegtem Lern- und Trainingsprozess. Aus „Ich muss Pipi“ wird später „Ich muss aufs Klo“ und dann „Ich müsste mal auf die Toilette“. Dieser lebenswichtige Satz hilft Kindern später, sich unangenehmen Situationen gekonnt zu entziehen. Doch: wer ihn nicht fehlerfrei und emotionslos, aber überzeugend aussprechen kann, dem antwortet der geübte Pädagoge: „In fünf Minuten ist Pause!“ Somit ist wohl klar, warum man an diesem Ausspruch schon ganz früh feilen muss. Und Fremde sind da natürlich die besten Trainingsobjekte.

„Weichei“ aus Tübingen

Das tun nur die Kinder wirklich, die nach dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ der Umwelt mitteilen wollen, dass sie jetzt wieder ein „Geschenk“ abliefern. Und zu solcher Bewertung kommt es auch meist erst, wenn Erwachsene den Ausscheidungen, zu denen Kinder ursprünglich ein total unbefangenes Verhältnis haben, durch so genanntes Reinlichkeitstraining übergroße Aufmerksamkeit und Bedeutung beimessen. Da hat der alte Freud wirklich mal etwas für unsere Kultur vielfach (negativ) Typisches entlarvt.

Uta Eckensberger, Saarbrücken

Da muss man sich doch nur an die eigene Kindheit erinnern, als man sich auf dem Örtchen noch nicht selber helfen konnte und auf Unterstützung angewiesen war. Damit man – wenn man nach dem Geschäft Signal gab, dass man „fertig“ sei – auch dort gefunden wurde. Und nicht beschmuddelt und mit hängender Hose durchs ganze Haus wackeln musste auf der Suche nach einer helfenden Hand. Dass diese Meldepflicht nicht mehr besteht, wenn man sich selbst den Po abputzen und wieder abziehen kann, muss in so ein kindliches Hirn erst einmal rein und kann dauern.

Joachim Andresen, Hamburg

Reine Sicherheitsmaßnahme der Kinder. Denn aufgrund ihrer Größe kann es immer mal wieder passieren, dass sie ins Klo fallen, welches ja für einen erwachsenen Arsch konzipiert wurde. Wenn Kinder nach einer Viertelstunde nicht wiederkommen, werden sich die in das Pinkelvorhaben Eingeweihten Sorgen machen, nach dem Kind schauen und gegegenenfalls tauchen und es aus dem Ozean retten.

Ingrid Gokeler, Berlin

„Weiß ich nicht“, lautete die Antwort meines zehnjährigen Sohnes, ein bekennender „Ich geh kacken/pinkeln“-Sager. Im Laufe des Wochenendes entwickelten wir folgende Theorie: Bei der Toilette handelt es sich um einen Ort des Verschwindens, es befindet sich ja immerhin ein Loch im Boden, worin die Dinge einfach verschwinden. Es liegt also der Verdacht nahe, dass alle Kinder eine mehr oder weniger bewusste Angst haben, auch eines Tages auf diesem Weg einfach zu verschwinden. Um zu gewährleisten, dass im Falle des Nichtwiederkommens zumindest am richtigen Ort gesucht wird, wird also stets Bescheid gesagt. Mit zunehmendem Alter verliert sich das Bedürfnis, seine Umwelt darüber zu informieren. Im günstigsten Fall hat man dann erkannt, dass das Informationsbedürfnis der Umwelt auf diesem Gebiet ausgesprochen begrenzt ist.

Susanne + Virgil Wüst, Berlin

Es ist ein subtiler Hinweis an den Informierten, nach dem Rechten zu sehen, falls des Kindes Rückkehr vom Urinieren sich gravierend verzögern sollte. Ich kann mich noch gut erinern, als Fünfjähriger einmal eine komplette Gaststätte zusammengebrüllt zu haben, als die Toilettentür sich nicht wieder entriegeln ließ.Frank Pörschke, Hattingen

PROCEDERE: Letzte Fragen und Antworten bitte an: die tageszeitung, Letzte Fragen, Kochstr. 18, 10969 Berlin; Fax (0 30) 2 59 02-6 54; E-Mails bitte nur an fragen@taz.de