: letzte Fragen
Warum sind Boxringrichter klein, dick und über fünfzig? (13. 12.)
Klein: Damit sie von den Boxern nicht für Ihresgleichen gehalten und verkloppt werden. Auch Zufallstreffer werden so weniger. Dick: Damit sie im Falle eines Zufallstreffers schnell wieder aufstehen (Stehaufmänncheneffekt). Über fünfzig: Damit sich der meiste Zorn aus den kleinen Giftzwergen verflüchtigt hat. Die kleinen dicken Dreißigjährigen sind noch so jähzornig, dass sie den Boxern nach Zufallstreffern immer in die Waden gebissen haben (Wadenbeißereffekt). Das hatte durch aufwendige Behandlung der Bisswunden und damit verbundenen Verzögerungen bis zum Weiterkämpfen bei Sportlern und Zuschauern zu Unmut und Tumulten geführt. Barabara Kirsch, Lüneburg
Klein: damit die Chance größer ist, über sie weg zu schlagen. Dick: wenn er doch getroffen wird, schmerzt es weniger. Über fünfzig: relativ krisenfest, da sie nach Rausschmiss gern als Türsteher genommen werden. Unbekannt
Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand: Stellen wir uns vor, im Boxring stände ein junger, dynamischer, dem Werbeidealbild entsprungener Mann mit Zahnpastalächeln. Um ihn herum tänzeln zwei semiästhetisch wirkende Muskelbrocken, blutende Platzwunden und mehrfach gebrochene Nase inbegriffen. Der Ringrichter würde ihnen doch die Show stehlen. Er kann also nur so gut aussehen, dass er auch gegen die erwähnten Muskelklöpse keine Chance hat – klein, dick und über fünfzig ist da die einzige Möglichkeit.
Matthi Bolte, Bielefeld
Wovor ekeln sich Fliegen – wenn überhaupt? (6.12.)
Was für 1926 galt (Zuschrift von Else Strobel aus Erlangen), gilt nicht unbedingt auch für unsere Zeit. Auch die Fliegen haben gelernt: Unsere nach dem Rat des Möbelhändlers großenteils blau gefärbte Küche zieht genau auf den blauen Feldern Fliegen magisch an. Ebenso geht es mir, wenn ich blaue Kleidungsstücke trage: Fliegen fliegen mir nach. Was passiert, wenn ich selber blau bin, werde ich im nächsten Sommer – natürlich nur aus wissenschaftlichem Interesse im Gedenken an Frau Schütte-Lihotzky – mit selbstlosen Selbstversuchen erforschen und gerne in der taz publizieren.
Heiner Zok, Schiffdorf
Wen mag Wiglaf Droste? (13.12.)
Scheißfrage.
Petra Becker, Vaihingen-Enz
Mit gewisser Wahrscheinlichkeit niemanden, der solche Fragen stellt. Himmelarschundzwirn.
Andreas Holz, Dortmund
Niemanden, nicht einmal sich selbst.
Inge Jahnke
Ich denke, er mag wohl nur sich!
Philipp Horn, Karlsruhe
SICH und MICH! Und dass er Wiglaf heißt und nicht Annette.
Anton Stephan Reyntjes
Die Menschen in seiner alten Heimat, sozusagen den Ostwestfalen schlechthin. Droste ist nämlich ein typisches Exemplar dieser Spezies (harte Schale, weicher Kern). Den Ostwestfalen nicht zu mögen, würde folglich bedeuten, dass sich der taz-Polemiker selbst nicht leiden kann.
Uwe Tünnermann, Ostwestfalen
Das ist mir egal. Ich brauch in persönlich auch nicht zu mögen. Seine Schreibe mag ich nicht, wo er damit andere verunglimpft – aber ich mag sie, wo er damit interessante Perspektiven auftut. Georg Fischer, Schefflenz
Die einzige Lobhudelei Drostes, die mir erinnerlich ist, galt einem Buch. Und zwar Voltaires „Candide“. Konsequenterweise gibt es das auch als Hörbuch, gelesen vom Enfant terrible des Feuilletons selbst. Sein Kollege Max Goldt berichtet außerdem, dass Wiglaf Droste unter Alkoholeinfluss Männer im Allgemeinen mag und führt ihn als Paradebeispiel für die „Sieben-Bier-Bisexualität“ auf U. Gebhardt
Das weiß man doch: schöne Frauen, die er füttern kann. Wobei anzumerken ist, dass Wiglaf Droste zwar immer amüsant zu lesen ist, wenn er böse ist, aber so richtig erschütternd gut wird er erst, wenn er über Dinge schreibt, die er liebt. Leider tut er das viel zu selten.
Klaus Bailly, Solingen
Das ist mir ziemlich egal. Ich mag ihn nämlich nicht. Schon gar nicht in der taz. D. Marwitz, Meddewade
Johnny Cash und Sybille Berg jedenfalls, die anderen (sicher einige) fallen mir jetzt gerade nicht ein oder kenne ich nicht. Ist mir aber auch ziemlich egal, da ich Droste am liebsten mag, wenn er jemanden nicht mag. Ich meine allerdings bemerkt zu haben, dass er im Lauf der Jahre sanfter wird (habe dasselbe leider auch bei mir feststellen müssen). Kann man dagegen etwas tun? Rose Remmert, Freiburg
Wahrscheinlich nicht einmal diejenigen, die ihm (aus moralischem Masochismus oder wieso eigentlich?) dafür Geld und Kolumnenplatz geben, dass er seine Kollegen in der eigenen Zeitung oder auch andernorts öffentlich mobbt.
B. Köster, Berlin
Ich weiß nicht, wen er mag oder gar liebt – entscheidender scheint mir jedoch seine glühende Bereitschaft zur Hassliebe zu sein. Oder sollte man besser zum Liebhassen sagen? In dieser Hinsicht steht er für die sehr deutsche rigoristische Tendenz der „Linken“, denen Liberalität – oder sagen wir nur: Offenheit – tief suspekt ist. Wer aus dem eigenen Lager nicht die reine Lehre vertritt, kann nicht mein Freund sein. Eure drolligen Besucher-Besetzer letztens aus dem Studentenmiljö ticken da genauso seltsam. Joachim Klinger
Ist es nicht egal, wen Herr Droste mag? Ich bin ihm seit Jahren sehr dankbar dafür, dass er den Müll dieser Gesellschaft rausträgt. [Hä? Die Red.] Bitte machen Sie weiter, Herr Droste. Ein Freitag wie neulich ohne Droste-Kolumne zum Frühstück ist überhaupt nicht schön.
Immobilienscout [Ach so! Die Red.]
1. intelligente Frauen 2. keine Frauen
Reinhard Brünner, Reichertshofen
Ganz sicherlich diejenige(n), die er mit kochender Liebe verwöhnen kann.
Uta Eckensberger, Saarbrücken
Er mag diejenigen und die Zu- und Umstände, über die er seine Texte schreibt. Denn wenn sie nicht so wären, wie sie sind, könnte er nicht über sie schreiben. Und warum sollte er sie dann mögen?
Richard Kelber
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