leserbrief des tages:
Lafontaines Überzeugungstaten
betr. „Linke Volkspartei wäre chancenlos“, taz vom 2. 1. 18
Klar, als „Friedensengel“ wird Oskar Lafontaine sicherlich nicht in die Geschichte eingehen – und das ist wohl auch gar nicht seine Absicht. Vielleicht schon eher als Überzeugungstäter, und da ist und bleibt er authentisch. Wenn die Sozis heute behaupten, Lafontaine sei „überraschend“ vom Amt als Finanzminister und später vom SPD-Vorsitz zurückgetreten, dann ist das ziemlich geschichtsvergessen. Denn Schröder hatte seinen Finanzminister in neoliberale Schranken verwiesen und ihm eine „wirtschaftsfeindliche Politik“ untersagt. Dass Lafontaines weiterer Weg als Rachefeldzug gesehen wird, ist sicherlich nicht ganz falsch und seinem Naturell geschuldet. Doch auch wenn sein aktueller Vorschlag chancenlos ist, in der Sache hat er natürlich recht. Der Zusammenschluss einer politischen Kraft links der Mitte wäre dringend geboten.
Doch schon historisch haben sich Linke meist als uneins erwiesen und sind stets am Entwurf einer gemeinsamen, sozialen Vision gescheitert – nicht erst, seit der „Genosse der Bosse“ das Odium der Macht inhalierte.
Klaus-Ulrich Blumenstock, Stuttgart
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