: lehrte bei berlin
Der Kampf um den Namen
Etwas Besseres konnte den Bundestagsabgeordneten Monika Ganseforth und Horst Schild im Wahlkampf gar nicht passieren. Ihre Wahlkreise heißen Hannover Land 1 und Hannover Land 2. Und wenn die Berliner nicht gerade das Sommerloch mit der Namenssuche für den Lehrter Bahnhof füllen würden, interessierte sich wohl kaum ein Hauptstadtjournalist für die niedersächsische Provinz.
Aus selbiger hat sich jedoch ein jugendlicher Held aufgeschwungen, den historischen Bahnhofsnamen zu retten. 6.800 Unterschriften sammelte der Lehrter Realschüler André Tepper mit Freunden bei der Lehrter Bevölkerung ein. Seit Mai nimmt die Truppe um den 16-Jährigen auf dem Lehrter Marktplatz und mit Hausbesuchen ihre bürgerlichen Rechte wahr. Jetzt stehen sie vor dem Bundestag und übergeben die Listen der Abgeordneten Ganseforth. Damit der Traditionsname Lehrter Bahnhof erhalten bleibt, soll der Bundestag seinen Einfluss geltend machen.
Erst mal macht die Abgeordnete Ganseforth ihren Einfluss geltend. „Los André, jetzt komm doch mal hierher“. Ganseforth freut sich mit André in die Kameras. Im Hintergrund, von der Meute an den Rand gedrängt, stehen Andrés Eltern. Karl-Heinz Tepper, Bürstenschnitt, Kleinbildkamera um den Hals gehängt, hat seinen Sohn „von Anfang an unterstützt“. „Bald wird dich noch der Günther Jauch anrufen“, habe er noch am Morgen gesagt. Und vorsorglich noch ein paar Unterschriftenlisten mehr kopiert, weil der André das doch garantiert vergessen würde. Der sei ja so aufgeregt. Sohn André gibt später lässige Interviews. Viel Zeit hat er nicht, Lehrte ruft. Da ist heute noch Schützenfest, jede Menge potenzielle Unterschreiber. ANETT KELLER
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