kurzkritik : Japanisches Rollkommando
Du hattest keine Chance: Melt Banana überrollten ihr Publikum am Dienstag im Römer einfach. Es war weniger die Lautstärke als vielmehr pure Konzentration. In der Musik der vier Japaner findet sich die (fast) komplette Geschichte abseitiger Popularmusik. Auf der Basis von Grindcore (die schnellste Form des Rock’n’Roll) werden Boogie, Breakbeat, Techno, Rock und reiner Krach verschmolzen. Kein Geschrei, dafür durchdringender, extrem rhythmisierter Mickey-Mouse-Sprechgesang und ein maskierter irrsinniger Gitarrist, der aus seiner Gitarre das ganze Spektrum zwischen Hawkwind, Elmore James und Captain Future abrufen kann. Bass und Schlagzeug stellen dazu das maschinenhaft präzise bretternde Fundament. Nach einem Rundgang durchs Repertoire, zur Mitte hin zugespitzt in einem in wenigen Minuten heruntergebratzten Set aus elf, teils nur wenige Sekunden langen Stücken, folgt die einzige Fremdkomposition des Abends. „Uncontrollable Urge“ von der amerikanischen Wave-Band Devo. In der Vergangenheit spielten Melt Banana an dieser Stelle auch schon mal „Good Vibrations“ von den Beach Boys. Als ob sie die Klischees über Japans bunte Hightech-Niedlichkeit durch Überaffirmation blamieren wollten. Eine derartig radikale Musik mit Pop aufzuladen ist der Trick, der Melt Banana so einzigartig macht. Überwältigend. Andreas Schnell