: kristalle im reaktor
Borsäure überrascht
Der erstaunliche Störfall-Hergang im US-Reaktor Davis Besse: Im System der Stahlröhren für das Kühlwasser traten die aus vielen anderen westlichen Reaktoren bekannten haarfeinen Risse auf. Im Kühlwasser ist Borsäure enthalten, weil Bor den Neutronenhaushalt des Reaktors reguliert. In Davis Besse waren die Risse direkt über dem Reaktordeckel so groß, das sich durch verdampfendes Kühlwasser Borsäurekristalle mit einem Gesamtgewicht von 400 Kilogramm bildeten und teilweisewieder schmolzen. Die durch Kristallbildung hoch konzentrierten Bortropfen ätzten sich dabei durch den 15 cm dicken Stahl des Reaktordruckbehälters. Als der Schaden entdeckt wurde, hielt nur noch eine dünne Edelstahlhülle die Radioaktivität im Druckbehälter. Bisher waren die Prüfingenieure froh über die Borkristalle, weil sich so die schwer zu findenden Haarrisse leichter lokalisieren lassen.
Wise/Nirs Nuclear Monitor (www.antenna.nl/wise, gebührenpflichtig)
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