kommentar von Gernot Knödler Über die neue fahrradbeauftragte: Rot-Grün macht Ernst
Mit der Radverkehrskoordinatorin geht der rot-grüne Senat einen Riesenschritt nach vorn. Er macht den Fahrradverkehr zwar nicht zur Chefsache, wohl aber zu einer Aufgabe von besonderer Prominenz.
Im Vergleich zur früheren Fahrradbeauftragten hat Kirsten Pfaue nämlich eine viel stärkere Position: Sie verfügt über einen vierköpfigen Stab und hat das Recht, bei den Behördenleitungen vorzutragen. Sie kann Projekte auf dem kurzen Dienstweg voranbringen und hat dafür die Rückendeckung von Verkehrssenator Frank Horch (parteilos).
Ihre Position entspricht der des Wohnungsbaukoordinators – einer Rolle, die der ehemalige Staatsrat Michael Sachs (SPD) bis zum Frühjahr erfolgreich ausgefüllt hat. Dementsprechend soll sie analog zum „Bündnis für das Wohnen“ ein „Bündnis für den Radverkehr“ vorbereiten, das möglichst alle Akteure auf dem Weg zu einer fahrradfreundlichen Stadt mitnimmt.
Eines ist klar: eine solche Position ist mit wenig direkter Entscheidungsmacht verbunden. Ihre Wirkung hängt davon ab, wie gut es der Amtsinhaberin gelingt, ihre Projekte zu vermitteln, andere zu überzeugen und zu motivieren. Mit einer begeisterten Radfahrerin, die viel Verwaltungserfahrung hat und freundlich-gelassen auftritt, dürfte der Senat die richtige Person gefunden haben.
Dass der Senat sich getraut hat, eine ehemalige Vorsitzende des Radlerclubs ADFC mit dem Amt zu betrauen, spricht für die Ernsthaftigkeit seiner Absichten. Dafür spricht auch, was auf den Straßen bereits zu sehen ist: Wo Straßen umgebaut werden, macht der rot-grüne Senat zugleich Platz für den Radverkehr: Er lässt Radfahrstreifen anlegen und Abbiegebuchten. Er hat die Abstellmöglichkeiten verbessert und am Harvestehuder Weg an der Alster eine Fahrradstraße eingerichtet.
Der unausweichlichen Polemik von FDP und CDU zum Trotz scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass mehr Radverkehr einen Gewinn an Lebensqualität mit sich bringen kann. Und eine günstige Methode ist, der Verkehrsprobleme Herr zu werden.
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