: komisches korea (4): wandern in weißen handschuhen
Wandern ist in Korea eine überaus beliebte Freizeitbeschäftigung. Doch anders als etwa Deutsche oder Schweizer scheinen die Koreaner im Wald weniger die Einsamkeit denn fröhliche Geselligkeit zu suchen. Laut und lustig geht es vor allem im sagenumwobenen Azaleenwald nahe der alten Königsstadt Kjongju zu, dort werden an manchen Tagen die heiligen Hügel gar mit Hörspielübertragungen der zum Ort passenden Mythen beschallt. Entsprechend populär ist dieses Ausflugsziel, auf den Waldwegen ist es sonntags voll wie auf der Kirmes. Vielleicht hat es auch mit diesem Gedränge zu tun, dass viele Wandergruppen identische Profi-Outfits bevorzugen? Rätselhaft ist dennoch, wieso fast alle Koreaner beim Wandern weiße Baumwollhandschuhe tragen. Da denkt man unwillkürlich an Mickymaus, besonders wenn nach dem obligatorischen Picknick inklusive Soju-Vodka aus Marschierern Flaneure werden. Wer sein Picknickkörbchen vergessen hat, kann dennoch sicher sein, sogar an entlegensten Schluchten winzige Camping-Cafés vorzufinden, wo auf Bunsenbrennern köstlicher Nescafé zubereitet wird. Trinkt man ein Becherchen davon, vor Aussichten so herrlich wie Panoramatapeten, fühlt man sich wie im Dienstleistungsmärchenwald. DOROTHEE WENNER
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