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Archiv-Artikel

kölner parteien im kommunalwahlkampf – heute: der Einzelkämpfer Frank Feles Politik als Leidenschaft: Ex-SPDler geht bei den Wählern Klinken putzen

Für ihn ist soziales Engagement mehr als Hobby, es ist eine Leidenschaft. 21 Jahre lang war der Kölner Frank Feles ehrenamtlich beim Roten Kreuz. Er ist ausgebildeter Rettungsassistent und Feldkoch. Seit kurzem steht er an der Gulaschkanone des THW. Für den ADAC moderiert er Veranstaltungen zur Verkehrssicherheit für Kinder und Senioren. Und er ist stellvertretender Vorsitzender einer Schulelternpflegschaft. „Mit Vereinen kenne ich mich aus“, lacht der 34-Jährige.

Auch mit Parteien hat er Erfahrung. Genauer: mit der SPD. Der KVB-Straßenbahnfahrer trat dort ein, weil er dachte, „die Sozialdemokraten tun etwas für uns Arbeiter“. Als dann vor der letzten Kommunalwahl SPD-Spendenskandal und -Müllklüngel enthüllt wurden, trat er aus. „Dafür wollte ich meine Mitgliedsbeiträge nicht ausgeben.“

Damals, erinnert er sich, hat er erstmals daran gedacht, „selber in die Politik zu gehen“. Schließlich solle man nicht nur reden, sondern auch etwas machen. Aber als Einzelperson? Dass und wie das möglich ist, hat er erst vor ein paar Monaten in einer „Publikation der Bundesregierung“ gelesen. „Es war dann eine schnelle spontane Entscheidung“, sagt er. In der Nachbarschaft sammelte er 40 Unterstützerunterschriften. Jetzt steht er als Einzelkandidat für den Kölner Stadtrat in Marienburg-Raderthal-Bayenthal auf dem Wahlzettel.

Im politischen Spektrum ordnet er sich selber als „neutral“ ein. Es komme nicht auf Parteipolitik an, sondern darauf, Probleme zu lösen. „Ich denke, ich kann meine eigenen Interessen und die meiner Nachbarn vertreten.“ Dabei will er sich auf das beschränken, worin er sich auskennt. Als Vater von vier Jungen sind das Schul- und Familienpolitik, als Straßenbahnfahrer Verkehrspolitik. „Bei den Schulen muss Public-Private-Partnership verhindert werden“, setzt er sich als Ziel, jenes System, bei dem die Stadt Schulen an Privatfirmen, die das Gebäude sanieren und verwalten, vermietet und anschließend zurück mietet. Dabei würde sich die Wirtschaft nur die lukrativen Projekte heraussuchen, auf den teuren bliebe die Stadt sitzen. Außerdem würden dabei die Hausmeister wegfallen. „Dann achtet keiner mehr auf Ordnung und Sicherheit.“ In der Verkehrspolitik will er sich dafür einsetzen, dass die Straßen repariert, Bauarbeiten besser koordiniert und die Parkhäuser besser ausgenutzt werden. Außerdem seien die Parkgebühren zu hoch.

Woher die Stadt das nötige Geld für all das nehmen kann, wo doch die Kassen leer sind? Feles antwortet mit einer entwaffend naiven Ehrlichkeit, die sich kein Politprofi trauen würde: „Das weiß ich nicht. Da müsste ich erst einmal genau gucken, wofür das ganze Geld ausgegeben wird.“ Auf Kosten der Kultur dürfe es jedoch nicht gehen.

In seinem Wahlbezirk sind er und sein Programm recht unbekannt. Plakate hat er nicht. „Ein Freund hat mir das ausgerechnet: zu teuer.“ Kopierte Flugblätter? „Mache ich vielleicht noch. Aber die landen ja doch meist im Papierkorb.“ So setzt er vor allem auf „Klinkenputzen“, das persönliche Gespräch. Weit über 200 Wähler, schätzt er, hat er nach seiner Arbeit schon besucht. „Davon wird mich sicher nicht jeder wählen. Aber es gab viele aufmunternde Worte.“ Auf ein Neues also in fünf Jahren? „Den Mut dazu hätte ich.“ Vom diesjährigen Ergebnis will er es jedenfalls nicht abhängig machen. „Ich freue mich über jede Stimme“, sagt er und klingt schon fast wie ein Politprofi. Jürgen SCHÖN