kabinenpredigt : Füchse kaufen sich den Erfolg
Die Handballer von den Füchsen Berlin sind in die Phalanx der erfolgreichsten Sportvereine der Stadt vorgestoßen. Und die Clubführung verhält sich ein wenig so, wie man es Neureichen nachsagt: Man bläst sich auf und protzt, weil man für seinen Aufstieg bewundert werden möchte. So organisierte der Erstliganeuling zur Saisoneröffnung eine völlig überdimensionierte Show in einem Spielcasino. Bob Hanning, der Füchse-Manager, fällt immer wieder mit PR-Ideen auf. So brachte er deutsche Nationalspieler als Wechselkandidaten nach Berlin ins Gespräch, obwohl von vornherein klar war, dass man sie sowieso nicht bezahlen könnte. Und er verkündete mal allen Ernstes, langfristig wolle er die Spielstätte der Füchse zu einem Treffpunkt von Politik, Wirtschaft und Kultur machen.
Mitte vergangener Woche haben die Berliner mit ihrem Sieg über Minden zumindest den Klassenerhalt so gut wie sichergestellt. Unerwartet frühzeitig. Denn noch stehen neun Spiele aus.
Die Erfolge des Vereins sind zweifellos imposant. Der Etat ist innerhalb von drei Jahren von 100.000 auf 3 Millionen Euro in die Höhe geschnellt, die Zuschauerzahlen von 300 auf bis zu 10.000 Besucher. Vor drei Jahren hat Hanning potenziellen Sponsoren den Werdegang des Clubs fast aufs Haar genau so in Aussicht gestellt, wie er nun erfolgt ist. Obwohl Hannings Vorstellungen, eine jahrzehntelang verwaiste Nische in Berlin zu besetzen, eher fantastisch denn realistisch anmuteten, gaben ihm viele ihr Vertrauen und ihr Geld. Dabei wurde das Projekt vom WM-Titel der Nationalmannschaft begünstigt, der einen allgemeinen Handballboom auslöste.
Trotzdem wurden die Füchse in der ersten Saisonhälfte des Öfteren von ihren Gegnern demontiert. Flugs verpflichtete Hanning drei gestandene Handballprofis – prompt spielte das Team eine Klasse besser. Das heißt: Zur Not können sich die Handballer auf die Rücklagen ihres Geldakquisiteurs Hanning verlassen. Der Verein ist ein Paradebeispiel für die These: Erfolg kann man sich kaufen. JOHANNES KOPP