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Archiv-Artikel

im ausland spricht man ausländisch von RALF SOTSCHECK

Wer kein Englisch kann, hat Pech gehabt und muss ulkige fremde Sprachen sprechen, meinen die britischen Medien. Die BBC, die seriösen Tageszeitungen und die Boulevardpresse sowieso – alle machen sich regelmäßig lustig über andere Sprachen, am liebsten über Deutsch und Französisch.

Die BBC hat neulich bei ihren Hörern nachgefragt, wie es ihnen ergangen sei, als sie sich im Urlaub dazu herabgelassen haben, im Ausland die Sprache der Eingeborenen zu sprechen. Auf was man da alles achten muss! Eine Hörerin hatte in einem Berliner Restaurant einen Brokkoli-Einlauf bestellt, ein Hörer bescheinigte dem Koch, das Essen sei lächerlich – statt lecker – gewesen, und ein anderer, der sich für das Durcheinander im Hotelzimmer entschuldigen wollte, sagte: „Leider ist überall Durchfall.“ Und wie leicht kann man Zahnbürsten mit Sahnebrüsten verwechseln.

Das ist saukomisch, findet die BBC und meint, die Deutschen seien selbst schuld, was haben sie für eine putzige Sprache. Gern garniert man aber so manchen Text im Internet oder in der Zeitung mit einem deutschen oder französischen Wort, denn man ist ja polyglott. Leider sind diese Worte meist falsch buchstabiert. Das wäre nicht weiter schlimm, denn der englische Leser merkt es ohnehin nicht. Bei der BBC haben sie nun aber auch Probleme mit der eigenen Sprache. Saddam Hussein habe seiner Gerichtsakte erzählt, dass sie gefälscht sei, wenn sie suggeriere, er habe der Hinrichtung von Minderjährigen zugestimmt, vermeldete die BBC.

Offenbar hat man die Korrekturleser entlassen. Generaldirektor Mark Thompson, der von den Kollegen „Rottweiler“ genannt wird, war vor zwei Jahren mit dem Versprechen angetreten, die BBC zu verschlanken und in die schwarzen Zahlen zu führen, um „die stärkste Kraft für das Kulturgut auf dem Angesicht dieser Erde“ zu bleiben. Er hat mehr als 2.000 Stellen gekürzt.

Die übrig gebliebenen BBC-Nachrichtenreporter müssen nun von einem Termin zum nächsten hetzen, nur um ein paar O-Töne einzufangen. Da spielt es manchmal überhaupt keine Rolle, wen man vor die Kamera zerrt.

Vorige Woche hatten sie den Computerfachmann Guy Kewney gebeten, den Prozess zwischen der Beatles-Firma Apple und dem gleichnamigen Computerunternehmen kurz zu kommentieren. Während Kewney, ein weißer, bärtiger Mann, an der Hotelrezeption wartete und sich die BBC-Nachrichten ansah, bemerkte er verblüfft, dass er gerade im Fernsehen interviewt wurde. Allerdings war der Mann, der angeblich Guy Kewney hieß und völlig Sinnfreies über den Prozess von sich gab, von dem er keine Ahnung hatte, schwarz und glatt rasiert.

Es war der Taxifahrer, der Kewney zurück in die Stadt bringen sollte. Der BBC-Produzent hatte Kewneys Namen in die Hotelhalle gerufen, und der Taxifahrer nahm an, es handle sich um seinen Fahrgast. Er ging mit ihm mit, doch im nächsten Augenblick hielt man ihm ein Mikrofon vor den Mund und fragte ihn, ob er überrascht sei. „Ja, sehr“, antwortete der Taxifahrer, der nicht wusste, dass die Frage auf den Apple-Prozess zielte. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, als ich hier herkam.“