heute in bremen : „Es wird immer noch umgepolt“
Kein „schlechtes Händchen“ gibt’s am Internationalen Tag der Linkshänder
taz: Werden Linkshänder immer noch auf rechts umgepolt?
Susanne von Rotberg, Linkshänder-Beraterin: Nicht mehr so oft wie früher, aber aus der Beratung wissen wir, dass das immer noch geschieht. An Toleranz mangelt’s übrigens nicht, sondern an Wissen.
Was muss man wissen?
Man nimmt an, dass die Händigkeit bei allen Menschen festgelegt ist und sich mit zweieinhalb bis drei Jahren sehr deutlich zeigt. Man sollte Kinder beobachten, zu welcher Gruppe sie zählen und sie selbst wählen lassen. Etwa das Besteck nicht links oder rechts vom Teller hinlegen, sondern mittig.
Welche Probleme tauchen sonst auf?
Viele Linkshänder, die in der Schule mit rechts schreiben sollen, fallen durch einen Leistungsabfall auf, können sich schlecht konzentrieren, Lerninhalte nicht mehr abrufen. Das liegt daran, dass der Händigkeit die jeweils andere Gehirnhälfte zugeordnet ist. Bei Umgepolten wird offenbar eine Hirnhälfte überfordert.
Gibt es auch Beidhändige?
Nach Stand der Forschung nicht. Es hat sich auch gezeigt, dass es nicht sinnvoll ist, Beidhändigkeit anzuerziehen. Natürlich kommt es vor, dass manche Leute mit rechts schreiben, dafür aber beim Essen das Besteck vertauschen, weil sie es sich irgendwann so angewöhnt haben. Erkennen lässt sich die Händigkeit bei spontanen Tätigkeiten, etwa beim Anzünden eines Streichholzes. Linkshänder halten die Schachtel rechts, das Hölzchen links.
Wieviele Linkshänder gibt’s?
Da streiten sich die Gelehrten. Zwischen acht und 25 Prozent.
Interview: eib