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heute in Bremerhaven„Die Nadel im Fleisch sein“

Kabarett Paradiesvogel und Provokateur Kay Ray teilt in seinem Soloprogramm „Yolo!“ kräftig aus

Foto: Andreas Elser/Promo
Kay Ray

51 und Niedersachse, unterhält seine ZuschauerInnen mit Kabarett und Musik.

taz: Herr Ray, ist „Yolo!“ Ihr Motto?

Kay Ray: Der Programm­titel „Yolo!“ hält mich jung. „You only live once“ passt aber auch sehr gut zu mir. Ich habe in jeder Phase meines Lebens sehr intensiv gelebt und empfehle das jedem. Privat habe ich als bisexueller Mann erst lange mit einen anderen Mann gelebt, heute lebe ich als glücklicher Vater mit Frau und Familie zusammen. Ich hätte nie an eine solche Wende geglaubt. Auch in Job habe ich alles ausgelebt: Früher war ich vor allem schrill und nackt, heute bin ich melancholischer und nachdenklicher.

Sie ziehen sich also nicht mehr vor Publikum aus?

Das scheint den Leuten unheimlich wichtig zu sein. Vielleicht sollte ich mein nächstes Programm „Er zieht sich nicht mehr aus“ nennen, wenn das so viel Interesse weckt. „Yolo!“ ist übrigens auch mein erstes richtiges Programm. Früher fanden eher Party und Exzesse in meinen Shows statt, heute will ich über Politik sprechen.

War die Aufgabe des Friseurberufs auch so eine „‚Yolo!‘-Entscheidung“?

Ich hätte als Friseurmeister sogar den Laden übernehmen sollen, habe mich dann aber kurzfristig dagegen entschieden. Der Abschied fiel mir auch gar nicht so schwer, weil Kunst, Farbe und Menschen auch zu meinen Shows gehören.

Manchmal schneiden Sie sogar noch auf der Bühne Haare.

Ich mache das eigentlich nur in meiner Late Night Show in Hamburg. Aber „Yolo!“, wenn mich jemand fragt, würde ich es vielleicht auch heute machen. Bei meinen Shows experimentiere ich noch immer, es kann alles passieren. Es gibt keinen steilen Ablauf. Wenn mich Fotografen nerven, kann es auch sein, dass ich doch die Hose runterlasse.

Aber eigentlich wollen sie doch über Politik sprechen?

Genau. Flüchtlinge, Trump, Brexit, Europa – über all das stelle ich unbequeme Fragen. Ich will die Nadel im Fleisch sein und teile gerne gegen alle, egal ob links oder rechts, aus. Besonders gerne mache ich mich über Face­bookhetze lustig. In diesem asozialen Netzwerk äußern sich die dümmsten Menschen, die oft keine Ahnung haben.

Interview Vanessa Reiber

„Yolo!“, Soloabend, Theater im Fischereihafen, 20 Uhr

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