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■ Senat will Hamburg-Homepage im Internet an Privatfirma übergeben

Mit Hamburg läßt sich werben, glaubt zumindest der Senat. Das Informationsangebot der Hansestadt im Internet, www.hamburg.de, soll künftig von einer Privatfirma betrieben werden. Diese Entscheidung der rot-grünen Regierung gab Finanzsenatorin Ingrid Nümann-Seidewinkel (SPD) gestern bekannt.

Etwa zum Jahreswechsel, so die Hoffnung, soll die „public-private-partnership“ in eine rosige digitale Zukunft starten. Der Senat erhofft sich durch diesen Schritt eine „Erschließung finanzieller und personeller Ressourcen, die sonst die öffentlichen Haushalte belastet hätten“.

Eine verwickelte Formulierung, die im Klartext bedeutet, daß Hamburgs Behörden nicht über das Know How verfügen, um einen ebenso geballten wie gestylten Internet-Auftritt zu konzipieren und umzusetzen. Den soll nun ein per EU-weiter Ausschreibung zu findender Betreiber gewährleisten, der dafür bei Werbekunden abkassieren darf. Lizenz- oder Provi-sionszahlungen an die Stadt sind nicht vorgesehen.

Statt dessen soll der private Betreiber die Redaktionssysteme bereitstellen, städtische MitarbeiterInnen schulen, die Angebote ins Internet stellen könnten, und zusammen mit einzelnen öffentlichen Institutionen deren „interaktive Dienstleistungen entwickeln“, die er anschließend „mit einem kommerziellen Angebot umbaut“. Auf längere Sicht kommt dies einer Lizenz zum Gelddrucken gleich. Unter Experten ist unstrittig, daß das Internet der Werbeträger mit den größten Zuwachsraten in den nächsten Jahrzehnten sein wird.

Hamburgs oberstes Ziel ist es, die Werbung für Wirtschaft und Tourismus im Internet zu intensivieren. In wenigen Jahren soll es möglich sein, per Laptop oder an einigen wenigen öffentlichen Terminals unter der Hamburg-Homepage alle Informationen zu finden, die mensch zu benötigen meint: Touristen buchen digital Zug, Hotelzimmer und Theaterkarte, Einheimische suchen nach dem nächstgelegenen Klempnerladen oder Kindergarten.

Damit würde, so glaubt der Senat, der Realitätsgehalt des Slogans steigen, mit dem schon seit drei Jahren für die Homepage geworben wird: „Die Seite, hinter der ganz Hamburg steht.“ smv

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