hamburger szene : Gelächter zwischen Buchregalen
Zahlreich sind heutzutage die Varianten der Partnersuche: Im Internet, per Annonce, per Blind Date wird weltweit auf Pirsch gegangen. Der Markt floriert, obwohl es scheint, als ob die Zahl der Singles dadurch nicht auffallend sänke. In Vergessenheit geraten ist angesichts dieses Technologie- und Event-Booms die gute alte Methode der Direktansprache Fremder. Vielleicht nicht gerade auf der Straße, aber doch an Gemeinsamkeit verheißenden Orten.
Zugegeben – es ist ein bisschen schwierig, im zweiten Akt von Wagners „Walküre“ Kontakt zur Sitznachbarin aufzunehmen: Wer weiß, ob sie einen überhaupt hört. Auch die Anmache während der sorgsam ausgewählten Lesung ostchinesischer Lyrik – auf dass auch ja die Richtige im Publikum sitze – gestaltet sich problematisch: Schon das leiseste Wispern kann den Lesefluss empfindlich stören.
Wie wäre es also, sich am Ursprungsort des Lesens umzusehen, an dem die Auswahl groß ist und der Lärmpegel flüsterresistent? „Haben Sie auch Humor?“, fragte kürzlich ein Jüngling eine ahnungslose Buchverkäuferin, die sich anschickte, die Reiseführer neu zu sortieren. Eine etwas direkte Ansprache, zugegeben. Aber erstens enorm zeitsparend und zweitens auf klare Prioritäten bedacht. Andere hätten vielleicht „Mögen Sie Kohlrabi?“ gefragt, oder „Lieben Sie Hausboote?“ – auch interessante Varianten. Aber was gegen eine konstante Menge befreienden Gelächters pro Tag?
PETRA SCHELLEN