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Archiv-Artikel

elder statesman Helmut Kohl kommt – Plakate gibt‘s nicht

Nicht ohne mein Schlachtross

Am 28. April ist es so weit: Abends um 18 Uhr lädt die Bremer CDU ihre Aktiven und deren Familien zur „Einstimmung auf den Wahlkampf ein“. Musik, „gute Getränke“ und ein Imbiss werden geboten, der Abend soll „fröhlich“ und „informativ“ werden. Mit wem stimmt sich die CDU, die in Bremen derzeit mit ihren „starken Frauen“ wirbt, auf die neue Zeit ein? Ganz klar: „Bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl“ ist „unser Ehrengast“ – der einzige.

„Ich bin begeistert“, spottet die Grünen-Sprecherin Karoline Linnert, „endlich kommt der Reformmotor“. Wenn die starken Frauen auf den Plakaten nicht reichen, „dann muss man eben zur Not den starken Mann nehmen.“

Jens Böhrnsen, SPD-Fraktionschef, sieht es staatsmännischer: „Wenn man in der Landespolitik wenig vorzuweisen hat, muss man auf die Stars der Bundesebene setzen, da fährt die CDU mit denen von gestern im Zweifel besser als mit ihren Stars von heute.“

Dass da tatsächlich ein „Reformmotor“ kommt, wenngleich ein längst abgesoffener, klingt in den Worten von CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff so: „Helmut Kohl war der große Modernisierer der Partei in den 70er Jahren.“ Kohls Verdienste „stehen in potenziertem Verhältnis zu dem, was er an Fehlern gemacht hat.“

Das sagt auch CDU-Wahlkampfmanager Peter Radunski und verweist auf Umfragen: „Dass Kohl ein bedeutender Kanzler war, dafür gab es immer eine klare Mehrheit.“ Genauso wie es eine klare Mehrheit gegen Kohls Verhalten in der Spendenaffäre gebe. „Aber warum soll die CDU eine lebende Legende nicht in ihrem Wahlkampf einsetzen?“ Überdies habe die Bremer CDU ein „sehr herzliches Verhältnis“ zu Kohl – als die Spendenaffäre kochte, empfingen 4.000 Gäste den Alt-Kanzler auf dem CDU-Neujahrsempfang im Jahr 2000 mit einem warmen Applaus. Kohl, so sein Kenner Radunski weiter, „hält sich inzwischen so zurück“. Er halte nur noch „generelle elder-statesman-Reden“.

Während Jens Eckhoff sagt, „wir verstecken Helmut Kohl überhaupt nicht“, klingt das beim bildungspolitischen Sprecher der CDU, Claas Rohmeyer, etwas anders. Der verweist darauf, dass es ja nicht unbedingt darum gehe, Kohl nach außen vorzuzeigen. „Das ist keine Wahlkampfkundgebung“, sagt er, sondern eher eine „Motivationsveranstaltung“, die sich intern an die Mitglieder und Freunde richte. Und da passe es zur Bremer CDU, Kohl einzuladen. „Das wird nicht plakatiert.“ Zur Eröffnung des Wahlkampfes am 8. Mai kommt Parteichefin Angela Merkel nach Bremerhaven, zum Abschluss kommen dann gleich zwei norddeutsche Ministerpräsidenten – Ole van Beust und Christian Wulff.kawe/sgi