Die unheilige Allianz
Wie sich christliche FundamentalistInnen, radikale AbtreibungsgegnerInnen und rechte Parteien verbünden, um an die Macht in Europa zu gelangen
Verona, 4. Oktober 2018. Im Palazzo Barbieri, der mit seinen neoklassischen Säulen an einen römischen Tempel erinnert, tagt der Stadtrat. Antrag 434 steht auf der Tagesordnung, „Zur Verhinderung von Abtreibung und zur Unterstützung der Mutterschaft“. Eingebracht hat ihn Alberto Zelger, Stadtrat der rechtsextremen Lega, die seit Juni gemeinsam mit der populistischen 5-Sterne-Bewegung das Land regiert. Das Abtreibungen in Italien legalisiert wurden, ist auf den Tag genau 40 Jahre her.
Von den Rängen des Saales aus verfolgen rund zwanzig Frauen die Sitzung. Sie tragen rote Umhänge und weiße Kopfbedeckungen. Es ist die Kluft der Frauen aus dem dystopischen Roman „Die Geschichte der Magd“ der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood. Der Roman zeigt eine Zukunft, in der Frauen als Gebärmaschinen versklavt werden. Seit er im letzten Jahr große Erfolge als Fernsehserie feierte, ist das Kostüm zum Symbol des Kampfs für Frauenrechte geworden und wird von AktivistInnen weltweit getragen.