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die wahrheitTrennungsfrauen und Strickerinnen

Morgen, um elf nach elf, fängt der Karneval in manchen deutschen Gegenden an. Elf Minuten vorher beginnt in Großbritannien der "Waffenstillstandstag"....

Morgen, um elf nach elf, fängt der Karneval in manchen deutschen Gegenden an. Elf Minuten vorher beginnt in Großbritannien der "Waffenstillstandstag". Laut dem Abkommen von Compiègne sollten die Kriegshandlungen des Ersten Weltkriegs am "elften Tag des elften Monats um elf Uhr" enden, und seitdem ist der "Armistice Day" offizieller britischer Feiertag.

In Nordirland begehen sie den Tag auch - jedenfalls die Protestanten. Sie strömen auf die Straßen, bewaffnet mit Union Jacks, um zu bekunden, dass es eine Freude ist, britisch zu sein. Sie haben allen Grund, dankbar zu sein: Die britische Armee hat in der Schlacht an der Somme 1916 die nordirischen Freiwilligen verheizt und mehr als der Hälfte der Division den Heldentod beschert. Auf deutscher Seite gab es einen Toten zu wenig: Adolf Hitler überlebte mit einer Beinverletzung und erholte sich im Sanatorium von Beelitz.

Es ist das ewige Leid der nordirischen Protestanten, dass sie im Land ihrer Sehnsucht als Iren angesehen und mit denselben Vorurteilen wie die verhassten Katholiken belegt werden. Das war auch schon im Ersten Weltkrieg so. Die irischen Soldaten wurden von der englischen Armeeführung nicht für voll genommen. So hieß es in einem Bericht, dass die "wilden Iren komplett den Verstand verloren haben". Sie bohrten sich während eines Gasangriffs angeblich Löcher in ihre Gasmasken, um durch das Loch während der Attacke in Ruhe an ihrer Tabakspfeife ziehen zu können. Die Armeeführung beklagte, dass das "irische Temperament" einfach nicht in Einklang mit den "lästigen Einschränkungen der Anti-Gas-Maßnahmen" zu bringen sei. Auch in der Heimat lösten die irischen Soldaten Ärger aus.

Es gab Tausende von "Trennungsfrauen", die dafür berüchtigt waren, die Unterhaltszahlungen der Armee gnadenlos zu versaufen. "Ihr ungewohnter Zugriff auf Bargeld löste die Missgunst der Ehefrauen aus, die noch durch die Anwesenheit ihrer Gatten behindert waren", schreibt David Fitzpatrick in dem von John Horne herausgegebenen, reichlich illustrierten Buch "Our War", das heute erscheint. "Dadurch brach oft Gewalt aus." Vor einem Gericht im westirischen Ennis wurde ein solcher Fall verhandelt: "Jane Mahony behauptet, dass sie und ihr Esel von Frau Rynne verflucht worden seien, weil der Esel in den Hof von Frau Rynne gestreunt sei", stand 1915 im Lokalblatt Clare Champion. "Weil Frau Rynne Trennungsgeld bekommt, sah sie hochnäsig auf Frau Mahony herab. Frau Rynne griff Frau Mahony bei den Haaren, und Frau Mahony griff Frau Rynne bei den Haaren, und sie zerrten aneinander herum und konnten einander dennoch nicht töten."

Wenn sie sich nicht prügelten, strickten die Frauen um die Wette, um die irischen Soldaten an der Front mit Wollsocken und Pullovern zu versorgen.

Doch schon bald gab die Armeeführung bekannt, dass die Soldaten auf Jahre hinaus mit Strickwaren versorgt seien und man die Arbeiten doch bitte einstellen möge. Das war für die Frauen sehr frustrierend, meinte ein Journalist damals, weil sie gerne etwas zum Krieg beitragen wollten. Zum Trost erhielten sie 1918 das Wahlrecht. Es war die einzige gute Tat der britischen Regierung in Irland.

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