die wahrheit: Bei der Diät durchgefallen
Seit die Jacqueline beschlossen hat, sich gesund und nachhaltig zu ernähren, muss sich auch der Jackie ihrem Küchenregime unterwerfen, weil die Jacqueline gesagt hat...
Seit die Jacqueline beschlossen hat, sich gesund und nachhaltig zu ernähren, muss sich auch der Jackie ihrem Küchenregime unterwerfen, weil die Jacqueline gesagt hat, einen Menschen, der Fleisch, Chips, Weingummi und ähnliche Sauereien seinem Stoffwechsel zuführt, werde sie nicht in ihrer Wohnung dulden, schon wegen der Ausdünstungen.
Eigentlich, hat der Jackie zum Hubsi gesagt, gehe es ihm auch nicht schlecht mit dem Grünzeug, und zum Glück habe die Jacqueline, da sie selber gern eine Flasche Prosecco aufmache, immerhin nichts gegen das Saufen. Die Zigaretten könne sie eh nicht aufgeben, weil sie sonst das Telefonieren auch einstellen müsste, und da sein Schwimmreifen inzwischen ganz schön geschrumpft sei, gebe er ausnahmsweise zu, dass der Weiberschmarrn mit der Diät was für sich habe.
Der Hubsi hat mürrisch geknurrt, den letzten Wurstzipfel in den Senf getunkt, noch zwei Bier bestellt und gesagt, es solle ein jeder nach seiner Fasson glücklich werden und der Jackie austrinken, weil es nur noch eine halbe Stunde bis zum Date mit den zwei Bogenhausener Sekretärinnen sei und er nicht vorhabe, beim ersten Mal zu spät zu kommen.
Auf dem Weg zum Café Schwabing hat der Jackie gedacht, dass es vielleicht übertrieben war, den ganzen Tag nur eine ganze Ananas und eine ganze Wassermelone zu essen, weil sein Bauch von den drei Maß Bier geblubbert hat wie ein rollender Öltank, und wie er versucht hat, einem Teil der darin angesammelten Luft vorsichtig Auslass zu gewähren, hat er gemerkt, dass das gar keine Luft war. Der Hubsi war sauer, ist aber mitgegangen ins Heppel & Ettlich, wo der Jackie mit dem Taschenmesser seine Unterhose zerschnitten und ins Klo gespült und gesagt hat, es sei noch eine Viertelstunde Zeit, da könnten sie schnell ein Bier trinken, um abzuwarten, bis der Zirkus in seinem Inneren aufhöre. Dann hat er die eine Sekretärin angerufen, dass es später wird, weil sie im Verkehr steckengeblieben sind, und hat noch zwei Bier bestellt.
Dass dem Jackie dann auf dem Weg zum Café Schwabing dasselbe Malheur noch mal passiert ist, war blöd, weil er jetzt keine Unterhose mehr angehabt hat und sie das Date wohl oder übel absagen haben müssen, noch dazu mit der saudummen Begründung, sie seien auf der Leopoldstraße in ein frisches Betonbett hineingefahren und jetzt festbetoniert und könnten auch zu Fuß nicht weg, wegen der Zeugenaussage.
Dass den Jackie und den Hubsi kein Taxifahrer mitnehmen wollte, sondern alle bloß blöd geschaut und gesagt haben, sie seien besetzt, war noch blöder. Am allerblödesten aber war, dass dem Jackie beim Warten auf die Tram vor Hunger schwindlig geworden und er in die Schaufensterscheibe eines Gemüsehändlers gefallen ist.
Wie sie schließlich auf dem Polizeirevier gewartet haben, dass sie ihre Aussage machen dürfen, hat sich der Jackie im wahrsten Sinne des Wortes beschissen gefühlt und zum Hubsi gesagt, er werde ab morgen ausschließlich Würstl, Chips und Weingummi essen, und wenn da irgend etwas dünste, könne ihm die Jacqueline notfalls generell den Schuh aufblasen.
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