die wahrheit: Avanti, Santo Stronzo!
Bussgang auf italienisch: Die Wallfahrt des Silvio Berlusconi.
Va bene", klatscht Signore Berlusconi in die Hände, "Tortellini solo musse correcto habitare - al forni e al recto!" Den kleinen Torten müsse man nur mal richtig beiwohnen, von vorne wie von hinten. Wenn sie schon mit Gott verlobt sei, wendet er sich nunmehr direktemang an eine junge Nonne, könne sie doch auch mit ihm Amore machen - "tutto pizza famiglia", da bliebe "alles in der Familie". Bescheidenheit ist dem potenten Polittroll eine Zier der Schwächlinge.
Wir sind auf der ersten Station einer Wallfahrt - nicht irgendeiner Wallfahrt. Unterwegs ist der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi höchstpersönlich, und zwar im Nonnenkloster "Madre Mea Culpa di cento Calcio del Jesolo Don Giovanni a la Casa Calzone". Verzweifelt dreht die Äbtissin die Augen zum azurblauen Himmel über den zerklüfteten Bergen der Reggio Ruccola, als suche sie Gott. Doch der ist nicht da, stattdessen der Gottseibeiuns: Seit vor tausend Jahren Wikinger das Kloster verheerten, hat man solche Töne hier nicht mehr vernommen. Mit einer unauffälligen Handbewegung scheucht sie die zur Begrüßung angetretenen Novizinnen ins Innere der Anlage zurück und bedeutet ihnen, sich in ihren Zellen zu verbarrikadieren, bis die Luft wieder rein ist.
Das wirkt. Kaum sind die Gottesbräute außer Sichtweite, wird es dem hohen Bußgänger Berlusconi rasch langweilig. Als obendrein noch seine schwül verschmitzte Frage nach den Klosterzellen und der Qualität der Betten ungehört verhallt, wird zum Aufbruch geblasen. Die Berlusconipresse schießt noch schnell ein paar Berlusconifotos mit Klosterpanorama und Äbtissin - und schon geht es den selbstauferlegten Sühnepfad voran. Laut knallen die Türen der Ferraris und die Salven aus den Maschinenpistolen der Personenschützer, schmirgeln Reifen ohrenbetäubend über die Schotterstraße und lassen das Madre Mea Culpa unter einer gewaltigen Staubwolke zurück.
Doch der strenggläubige Sexzwerg meint es grundehrlich: Er ist mit dem festen Vorsatz angetreten, auf dieser beschwerlichen Pilgerreise in sich zu kehren und sein altes Lotterleben hinter sich zu lassen. Zwar kapiert er nicht ganz, wozu, doch seine Berater haben ihm nahegelegt, auf diese Weise der katholisch-kommunistischen Hetzpresse ein für alle Mal das Lästermaul zu stopfen. Er wird seinen Weg zurück zu Gott finden, also zu sich selbst. Dass so etwas nicht gleich funktioniert, ist allen Beobachtern sonnenklar. Was zählt, ist der gute Wille.
Weiter geht es in den süditalienischen Wallfahrtsort Cortina di Cazzo mit der Cattedrale del Santo Stronzo, dem Schutzheiligen der Schwarzfahrer und Mopeddiebe. "Avanti, Santo Stronzo!", ruft Berlusconi voll Vorfreude. In der dortigen Krypta finden sich die allerheiligsten Reliquien: die Vorhaut Jesu, das Hymen der Heiligen Jungfrau sowie der Hängende Hammer des Heiligen Geistes. Vor diesem gerät der mächtige Sünder in ein kurzes, aber heftiges Blitzlichtgewitter. "Avanti! Subito! Juventus ragazzi masturbati!" Er habe es eilig, so winkt der prominente Pilger augenzwinkernd den Gemeindepopen heran. In seinem Palazzo Pimpernelli auf Sardinien müssen noch die minderjährigen Ministerinnen für die blutjungen Ressorts Kichern, Gackern und Kreischen in ihre Arbeit eingewiesen werden, erklärt er dem entsetzten Gottesmann, der drei Kreuze schlägt.
Es folgt der vorläufige Höhepunkt der Bußfahrt, sowohl aus religiöser als auch topografischer Perspektive: der über zweitausend Meter hohe Monte Mascarpone. Hier, knapp unterhalb des Gipfels, findet der agile Lustgreis in der Einsiedlerhütte des Wunderheiligen Padre Penisi endlich Rat und seinen Frieden: "Der Ausweg aus dem neidischen Geplärr der Bolschokatholiken, Maestro Presidente, liegt in der gottgefälligen Knabenliebe", predigt Penisi unter vier Augen sowie den Kameralinsen von RAI Uno, RAI Due und RAI Tre in der Tube, "denn die Frau ist unrein wie im Islam die Frau, äh … das Schwein. Forza Minestrone!", schließt der Heilige seinen flammenden Appell: ein Hoch auf die Ministranten! Tief bewegt steigt der dackelwüchsige Diktator zurück in seine Sänfte.
Die letzte Station ist schließlich eine Audienz beim Papst. In Punkto postfaschistischer Selbstreinigung ist der ohnehin Experte Numero Uno; dazu verbindet ihn mit Frauen allenfalls die Kleidermode. Gewiss kann ihm der "Tedesco impotente", wie der römische Sonnenkönig den frommen Kittelträger unter Vertrauten scherzhaft nennt, auch gleich ein paar dieser sagenhaften Ministranten vermitteln. Oder waren es Minister? Oder Ministerinnen? Im Kopf des "kleinen Löwen von Apulien" brummt und tuckert es vernehmlich, unterbrochen nur durch ein gelegentliches "Kuckuck!" Ach, was solls - die Wallfahrt ist vorbei, die Buße abgeleistet, das Leben geht weiter.
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