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die wahrheitDer Superdespot

Schurken, die die Welt beherrschen wollen: Christian "Gau" Wulff.

Bereits als Diktator Niedersachsens stillte Wulff grausam seinen Blutdurst - harmlos, verglichen mit seiner heutigen Schreckensherrschaft Bild: dpa

Vor Aufregung war Christian Wulff vom Scheitel bis zur Schuhsohle blutrot angelaufen. Krampfhaft und immer heftiger rieb er seine schon qualmenden Finger. Als der erste Durchgang in die Binsen rutschte und die Wahl in die Verlängerung ging, packte er in einer plötzlichen Aufwallung seinen Sitznachbarn bei den Haaren und hämmerte den fremden Kopf vor Verzweiflung auf die Tischplatte - es fehlte nicht viel, und Wulff hätte die Beherrschung verloren!

Als der zweite Wahlgang ebenfalls in die Hose lief, riss er seinen Stuhl aus der Verankerung und zermalmte ihn wutschnaubend, als hätte er ein Kind vor sich. Als er es im dritten endlich geschafft hatte und zum Herrscher aller Deutschen ausgerufen wurde, marschierte er im Schutz seiner Leibwächter, an deren Macheten die Reste von Abgeordneten hingen, zum Podium und kreischte seinen Amtseid "in drei Teufels Namen" in den Saal.

Diese Geschehnisse haben sich ins Gehirn gebrannt; es waren Bilder, die aus allen Fernsehern brüllten. Bald darauf sollten jene Wahlmänner und -frauen, die ihm ihre Stimme versagt hatten, noch viel mehr brüllen, denn furchtbar war die Rache, die Christian Wulff an ihnen nahm. Schon seine kurze, programmatische Ansprache nach der Wahl, die mit den Schlagworten "Ordnung", "Sauberkeit" und "Aufräumen" gefüllt war, ließ seinen Gegnern die Haut gefrieren. Nicht zufällig ist sein damaliger Konkurrent um die Krone des Bundespräsidenten, Joachim Gauck, seither vom Erdboden verschluckt, und das ist keine lose Redensart, sondern eine zwei Meter tiefe Wahrheit.

Christian Wulff, der Idi Amin Niedersachsens, der bei Saddam Hussein in die Lehre ging und sich schon als kleiner Junge vornahm, Pol Pot in den Schatten zu stellen: Die sieben Jahre von 2003 bis 2010, in denen er in Hannover als Diktator des größten norddeutschen Bundeslandes unablässig und grausam seinen Blutdurst stillte, erscheinen mittlerweile als geradezu harmlose Probezeit für sein jetziges Amt, seine heutige Schreckensherrschaft.

Man mochte es damals als liebenswerte Marotte durchgehen lassen, wenn die Häppchen bei einem offiziellen Empfang auf den polierten Beckenknochen ausgesuchter Oppositionspolitiker serviert wurden. Man konnte es als eine verzeihliche Kinderei betrachten, wenn er durch Druck auf den roten Knopf unter seinem Schreibtisch einen innerparteilichen Widersacher mit einem Kichern in die Luft sprengte. Und wenn er im niedersächsischen Landtag ein Förderband einbauen ließ, auf dem linke und grüne Parlamentarier vor einer Abstimmung ohne großen Aufwand zu einem Rotiermesser transportiert werden konnten, so gab es nicht wenige politische Beobachter, die ihm heimlich Beifall zollten.

Niemand sollte sich also beschweren, dass jetzt bei den Pressekonferenzen des Bundespräsidenten über jedem Journalistenplatz ein Zwölftonnengewicht für Ruhe und Ordnung sorgt und oft genug gesorgt hat. Oder dass Wulff beim Krocketspiel mit der Familie im Garten von Schloss Bellevue die Holzkugeln mit dem elegant geschliffenen Oberschenkelknochen des einen oder anderen Bürgers stößt. Bürgernähe zählt für Wulff eben zum Programm!

Als Kind sammelte er Giftschlangen, zündete Vogelnester an und zeigte bereits alle Anlagen eines guten Politikers, wenn er sich dafür entschuldigte, dem blinden Nachbarn erneut Taranteln in den Briefkasten geworfen zu haben. Schon als Jugendlicher suchte er den Kontakt zu den Menschen, lernte Kickboxen. Legte auch eine Eigenschaft an den Tag, die ihn bis heute auszeichnet: Er redete mit den Leuten, bevor er sie in einer Hauswand einbetonierte. Es waren harte politische Auseinandersetzungen, die damals, in den siebziger Jahren, in Osnabrück geführt wurden, dem deutschen Palermo. Und Wulff bewies Führung: Wenn er mit der Wehrmachtpistole der Großmutter auf Lehrer, Goldhamster und Spatzen schoss, wagte niemand, seine Qualitäten als Vorsitzender der Jungen Union anzuzweifeln.

Heute sind die Zeiten normal geworden, ist Wulff als Schirmherr der Deutschen Al-Capone-Gesellschaft fest in der Legalität verankert, wenn er eine Zigarre mit dem Deckblatt aus der Haut eines politischen Kontrahenten raucht; niemand äußert heute vom Grund eines Sees gut verschnürt Kritik, wenn Wulff eine Tätowierte heiratet, die er aus der Unterwelt zu sich in die Bundespolitik herunterholt, um seine Gewaltherrschaft für die Medien attraktiv zu machen.

Er kam über seine Geburtsstadt Osnabrück wie ein Erdbeben, rollte über seine Heimat Niedersachsen wie ein Tsunami, und ein Krieg würde in Deutschland nicht aufräumen wie er, der Megatyrann und Vollblutpolitiker Christian "Super-GAU" Wulff. Hitler-Stalin-Schröder: Dieses Triumvirat zum Quartett zu erweitern, war Wulffs Traum. Er hat ihn mit leichter Hand übertroffen. Und ist lange nicht am Ende seines Weges: Denn selbst die Welt ist nicht groß genug für seinen Ehrgeiz, woran noch Milliarden glauben werden!

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4 Kommentare

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  • H
    HUmor

    Stimmt schon, Helga, aber dieser Schmäh ist wenigstens schön blöd! Ganz im Unterschied zu ner anderen Schurkin, die die Welt beherrschen möchte: Heidi Klum. Sie ist die Unschöne mit den kalten grauen Augen, die am liebsten auf einer Laute, gemacht aus dem Schädel einer durch Brot und Spiele verdummten Sechzehnjährigen, bespannt mit deren Gedärm spielend, atonale Kupplerinnenweisheiten im Falsett vor Millionenpublikum intoniert.

    Erlaubt ist, was gefällt. Und was nicht gefällt, ist auch erlaubt. Auch wenn das alles ganz schön blöd ist. Tja, was solls. Wenigstens bin ich auch nicht in der CGU. Sondern nur besoffen.

    So`n Präsi kostet wasweißich ne Mille im Jahr? Im Ruhestand € 200.000,- p.a. Würde man, anstatt einen amtierenden Ministerpräsidenten aus Parteiräson aus dem Amt zu ziehen, irgend einen AlG II-Heini durch Los zum BuPrä ernennen, würde der Staat wenigstens was sparen. Nämlich der Heini ihren AlG II-Satz plus Unterkunft. Da durch das Amt des BuPrä eine Permutation stattfindet, die aus einem Heuschreckenzüchter wie Horst Köhler über Nacht einen Kritiker der Heuschrecken macht, könnte der Heini vielleicht sogar bestehen! Und sich auch mal weigern, ein Gesetz über Laufzeitverlängerungen ("Gehts jetzt um Hasen oder was?!") der Parteiraison wegen zu unterschreiben. Sollte er nicht schreiben können, dann macht er halt kein X. "Die Viecher solln nicht weiter rumhupfen, die wern gschlacht! Mir reichts unich habn Kohldampf!"

  • RC
    R C

    Der Satz "Christian Wulff, der Idi Amin Niedersachsens" ist jedoch durchaus bestechend, ja klarsichtig und obendrei mutig, wenngleich er vielleicht doch nicht zu hundert Prozent die schreckliche Wahrheit trifft.

  • H
    Helga

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    Gut, ich bin keine Taz-Leserin. Vielleicht erschließt sich mir deshalb der Sinn dieses Artikels nicht. Ich bin durchaus ein Freund der Satire und kein CDU-Mitglied, nicht einmal Sympathisant. Trotzdem frage ich mich: "Was soll das"! Es ist nicht witzig, nicht satirisch, sondern einfach blöd.

  • SL
    Sam Lowry

    ...und irgendwo bellte ein chinesischer Reissack.