die wahrheit: Der Geldschatz von Old Zitterhand
"Never change a winning team", so lautet ein durchaus sinnvolles englisches Sprichwort. Meine flexible Freundin und ich hatten viele glückliche Jahre zusammen verbracht, bis man ...
Never change a winning team", so lautet ein durchaus sinnvolles englisches Sprichwort. Meine flexible Freundin und ich hatten viele glückliche Jahre zusammen verbracht, bis man uns gewaltsam trennte. Es hatte sich bereits im Frühsommer angedeutet. Die deutsche Postbank schickte mir eine neue Geldkarte. Sie sei sicherer als die alte, die ich entsorgen sollte. Meine alte Freundin, die mir oft zu kleinen Anschaffungen verholfen hatte, einfach wegwerfen? Das kam nicht in Frage. Ich benutzte sie weiterhin.
Dann kam der Tag, an dem ich in München an einem Automaten der Deutschen Bank, zu der die Postbank neuerdings gehört, Geld ziehen wollte. Der Automat machte ein schmatzendes Geräusch und verkündete, die Karte sei eingezogen. Aus und vorbei. Die neue Karte arbeitet mit "V-Pay", der Automat der Deutschen Bank hingegen nicht. Die Karte sei ungültig, höhnte er. Zum Glück stand gegenüber ein Automat der Sparkasse, der ein paar Scheine herausrückte.
Eine andere Neuerung der Postbank ist die Chip-TAN für Onlineüberweisungen, eine Art elektronische Unterschrift, für die man ein kleines Kästchen kaufen muss. Das muss man dann an den Bildschirm auf einen flickernden Strichcode halten, woraufhin das Kästchen theoretisch eine Zahlenkombination generiert, die man für die Überweisung benötigt. In der Praxis klappt das selten, denn man braucht dafür ein ruhiges Händchen. Beim kleinsten Tatterich steht im Display des Kästchens "Suche Anfang". Aber es findet ihn nicht. So muss man mühsam alle Daten manuell eingeben, denn zittrige Hände werden von Händlern nicht als Grund für unbezahlte Rechnungen akzeptiert.
Doch zurück zur neuen Geldkarte. In den irischen Supermärkten ist "V-Pay" unbekannt, so dass ich zum Einkaufen genügend Bargeld mitnehmen muss. Aber woher nehmen? Die irischen Banken kennen "V-Pay" leider auch nicht. In der Bank of Ireland meinte die Kassiererin, dass sei wohl irgendein neumodisches Zeug, das vielleicht irgendwann auch in Irland eingeführt werde. So muss ich meine fürstlichen taz-Honorare auf das irische Konto eines Freundes überweisen. Das muss langfristig geplant werden: Vor einer solchen Überweisung trinke ich tagelang keinen Tropfen Alkohol, damit ich eine ruhige Hand habe und das Kästchen mit dem Strichcode auf dem Bildschirm kommuniziert. Inzwischen weiß ich, wofür das V bei "V-Pay" steht: Es bedeutet "vergeblich".
Ich schrieb eine Mail an den "Kundendienst" der Postbank und lobte die neue Karte, weil sie so sicher sei, dass sie selbst dem Kontoeigentümer kein Geld gebe. Ob man eventuell einen Tipp habe, wie ich nun an mein Geld komme? Den hat man offenbar nicht, denn ich habe bis heute nichts von der Postbank gehört.
Ich hätte besser an den Weihnachtsmann schreiben sollen. Von dem hätte ich eine Antwort erhalten: Die irische Post stellt zu Weihnachten einen Beamten ab, der die Briefe der Kinder an den weißbärtigen Alten beantwortet. Daran sollten sich die Weihnachtsmänner von der Postbank ein Beispiel nehmen.
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