: die schriftstellerin
Khadi Fall
Auszüge aus dem Text „Massamba und Johannes“ von Khadi Fall:
„Aufgrund seiner afrikanischen Erziehung hatte Massamba bis vor kurzem angenommen, dass jene öffentlichen Äußerungen der eigenen Gefühle nur in den Filmen möglich wären, die man im Kino oder im Fernsehen sehen konnte. Der Koch konnte sich schwer enthalten zu lächeln, wenn er sich an das damalige Verhalten Massambas erinnerte, als das Kind ihn zum ersten Mal im Hotel besucht hatte. In der Nähe des mittleren Schwimmbads hatte das sechsjährige Kind zwei junge europäische Touristen erblickt, die sich umarmten und auf den Mund küssten. Zuerst war Massamba ihnen näher gekommen, hatte dagestanden wie eine Statue, hatte sie einen Augenblick beobachtet und sich dann die beiden Hände fest auf das Gesicht gedrückt. Der Vater musste zu ihm kommen und ihn bei der Hand fassen, damit sie zusammen in sein Zimmer zurückgingen. Während Massamba neben seinen Vater lief, drehte er sich immer wieder um und wiederholte immer wieder auf Wolof: „Ñakk jom! Ñakk jom!“, was so viel wie „Unverschämt! Unverschämt!“ bedeutet.