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Archiv-Artikel

die meinung der leser: „ganz schön scheckig“

Berichtigung: Liebe taz, in der Rubrik „Was vom Wochenende bleibt“ (taz vom 12. Juni) ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Unter 7. heißt es: „Abpfiff beim 0:0 zwischen England und Trinidad & Tobago.“ Abgesehen davon: Kompliment für die wm taz! J. Hansknecht. [Stimmt: T&T spielte gegen Schweden. Sorry.]

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Gedichte. Michael Schütz aus Essen mailt:

Deutschland flattert.

Spießer fährt mit stolzer Fahne/ Auto: schwarz und rot und gold./ Wie ich es schon bald erahne,/ schwenkt sie auch der Trunkenbold.

Grölend, saufend, geifernd, spuckend,/ schwelgt der Plebs in deutschem Wahn./ Scheu und schamhaft um mich guckend/glaub, ich hab mich bloß vertan!

Deutschland-Trikot, -Schal und -Schuhe,/ Deutschland, Deutschland überall,/ hoffentlich kehrt bald die Ruhe/ ein in diesen Augiasstall.

Tatjana Drgala, Karlsruhe: Der Ball ist rund/ das Tor ist eckig/ Die WM hat begonnen/ das ist ganz schön scheckig. (…)

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Patriotismus. Georg Fries zu Markus Völkers ironischer Betrachtung „Die Stunde des Patrioten“ (10. Juni): Treffender Bericht. Ein bisschen, könnte man ergänzen, tun manche (sagen wir: beinahe alle) Medien dazu, den neuen Patriotism (Soziologen früher, Kulturwissenschaftler heute würden freilich den Gegensatz vom „gewachsenen Patriotismus“ anderer Länder reden, und von unserm „gemachten“) zu stärken, indem sie Fußball stets in „ran“-Manier auf Berichte über 1 bis 2 Spieler reduzieren. Das wären bei uns „Schweini“ (darf man das noch sagen, ohne dass Papa Schweini kassiert?) und „Poldi“. Unabhängig von den Leistungen der beiden Kicker sammeln sich alle „Patrioten“ vor ihren Werbebildchen. Während der Rest der Mannschaft, wie der leicht indisponierte Hertha-Kapitän Arne F. leider trotz Patriotism ihrer Leistung nach gemessen werden.“

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Afrikaner in den Osten, so hatte Daniel Cohn-Bendit vorgeschlagen („Die Grünen liegen falsch“, 8. Juni). Volker Barsch, Köln: Eigentlich eine tolle Sache (und so schön einfach): Alle Mannschaften aus Afrika und der Karibik, die „schwärzesten“ Teams der WM also, werden in die „braunsten“ Gebiete Ostdeutschlands verfrachtet, um dort mit einer Art Wanderzirkus bzw. moderner Völkerschau Spießbürger und Neonazis zu bekehren. Bei einer geballten Ladung heißer Rhythmen, präsentiert von den Original-Soca-Warriors, können auch Mutti und Vati und ihr kahl geschorener Prachtkerl nicht umhin, mal eben eine flotte Sohle aufs Parkett zu legen (…) Daniel Cohn-Bendit vergisst leider, wozu die Teams aus Angola, Ghana, Togo, Trinidad und der Elfenbeinküste nach Deutschland gekommen sind, nämlich schlicht und ergreifend um die WM zu gewinnen – und nicht um sich als billige Pausenclowns für die Resozialisierung deutscher „No-go-Areas“ einspannen zu lassen!!!

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DIE FRAGE DES TAGES: Hat taz-Analytiker Ulrich Fuchs Recht, wenn er sagt, auch ein mittelmäßiges Team wie Deutschland könne Weltmeister werden? Arno Nühm: Möglicherweise kann ein mittelmäßiges Team jeden schlagen, aber machen wir uns nichts vor: Dazu müssten wir erst mal wieder mittelmäßig werden …

Die Frage des Tages und die Diskussion finden Sie im wmblog der digitaz: www.taz.de