: die flötistin
Die Flötistin hat Multiple Sklerose. Einen minder schweren Fall, aber doch existenzbedrohend. Alles begann vor mehr als vier Jahren „diffus“ mit Nervenschmerzen und Schwindelgefühlen, einem Kribbeln an Armen und Beinen. Schließlich geriet der kleine, linke Finger „außer Kontrolle“, ob beim Flötespielen oder beim Spülen. Zuerst war sie „in Angst“. Dann wurde sie wütend. Als ihr acht Ärzte nicht helfen konnten, nicht einmal helfen wollten. Depressionen wurden diagnostiziert, ein Angstsyndrom. Sie solle doch im Wald spazieren gehen, wurde empfohlen, oder einfach mehr üben. „Man wird nicht ernst genommen“, sagt die 31-Jährige heute, „man muss sich entschuldigen, dass man Musikerin ist, dass man krank ist, sogar dafür, dass man gesund werden will.“ Schließlich fand sie zwei Neurologen am Berliner Virchowklinikum, die erkannten, dass ein kleiner Finger für eine Flötistin unverzichtbar ist. Nun wird ihr alle drei Monate eine minimale Dosis eines Nervengiftes gespritzt, das den Übergang zwischen Nervenenden und Muskeln im betroffenen Finger blockiert. So kann sie durch Fingerübungen neue Bewegungsabläufe erlernen, andere Muskeln müssen nun die Aufgabe des Erkrankten übernehmen. Nach eineinhalb Jahren Behandlung ist sie „wieder auf neunzig Prozent“, aber noch nicht gut genug, um öffentlich aufzutreten. Während der Krankheit hat sie vom Unterrichten gelebt, noch ist „an Engagements nicht zu denken“. Demnächst aber will sie wieder Konzerte geben und sich um Orchesteraushilfen bemühen. „Ich hoffe“, sagt sie, „dass die MS da bleibt, wo sie ist.“ FOTO: ERIK-JAN OUWERKERK
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