die anderen :
Die Pariser Zeitung Le Figaro schreibt über die Rolle Frankreichs im UN-Sicherheitsrat: Der Zufall wollte es so, dass Frankreich jetzt für einen Monat den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat innehat. Das ist vor allem von symbolischer Bedeutung, denn mit dem Vorsitz sind nur beschränkte Vollmachten verbunden. Allerdings ist klar, dass Frankreich in jener Zeit den Vorsitz hat, in der voraussichtlich über Krieg oder Frieden entschieden wird. Die Amerikaner haben eingewilligt, die Vereinten Nationen in die Entscheidung einzubeziehen, und müssen sich insoweit den Regeln beugen. Derzeit aber deutet nichts darauf hin, dass George W. Bush die Idee eines Präventivkrieges fallen gelassen hat, mit dem er das Regime in Bagdad stürzen will.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung befasst sich mit der Irakkrise: Dem amerikanischen Präsidenten wird vorgeworfen, dass er in Sachen Proliferation mit zweierlei Maß messe: Dem Irak drohe er mit Krieg, obwohl es keine Beweise für dessen Rüstung mit ABC-Waffen gebe; Nordkorea dagegen, das den Besitz von Atomwaffen offen zugibt, werde allenfalls diplomatisch härter an die Kandare genommen. Bushs Kritiker vermuten dahinter Rachegelüste oder Gier nach Öl. Hinter vorgehaltener Hand geben seine Berater zu, dass der Unterschied eben genau darin besteht, dass Nordkorea die Bombe schon hat. Damit könnte Pjöngjang im Falle eines amerikanischen Angriffs einen verheerenden Schlag auf Südkorea führen. Und aus genau diesem Grund hat es Bush im Fall Irak so eilig: Er will verhindern, dass Saddam sich ebenfalls einen nuklearen Schutzschild zulegt. Manch anderer in der Dritten Welt wird daraus schließen, dass atomare Rüstung sich lohnt.
Zur deutschen Irakpolitik meint der britische Guardian: Von Washington geschickt angetrieben, nimmt Deutschlands Mitte-links-Regierung beim Thema Irak eine zunehmend groteske und gefährlich ungereimte Haltung ein. Da ist ein Regierungschef, der hinsichtlich der US-Politik erklärtermaßen skeptisch ist, aber gleichzeitig durch die Nato und amerikanische Militärstützpunkte auf deutschem Boden militärisch mit den USA eng verbunden ist. Schritt für Schritt haben die USA die Schröder-Regierung einem stillschweigenden Einverständnis näher gebracht. Die Verwirrung über die Haltung der Bundesregierung in der Irakpolitik muss dabei vor dem Hintergrund anderer Kehrtwendungen gesehen werden. Eine Stimme für einen Krieg gegen den Irak würde von den Wählern als zynischer Verrat ausgelegt.