die anderen :
Die Basler Zeitung zur Sammelaktion von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl: Wenn sich ein unredlicher Spendenempfänger auch gleich noch die Wiedergutmachung spenden lässt, diskreditiert das die gute Absicht. Der Vorgang ist unerhört: Ein Spitzenpolitiker, der sich beharrlich weigert, den politischen Schaden seiner Sammeltätigkeit zu beheben, indem er die anonymen Spender nennt, sammelt in Wochen über fünf Millionen Deutsche Mark. Solche Spenderlaune ist atemberaubend. Und unheimlich. Ohne jede Scham springen Unternehmer und andere Personen des öffentlichen Lebens dem vermeintlichen Ehrenmann bei und solidarisieren sich über ihre Zuwendung mit seinem Rechtsbruch.
Die Neue Zürcher Zeitung meint zur Fusion der Deutschen Bank mit der Dresdner Bank: Beide Partner haben mit ihrem Entscheid vermutlich die zweite Stufe der „Fusionsrakete“ gezündet. Unternehmen wie die Commerzbank, die HypoVereinsbank, französische und britische Mitkonkurrenten geraten nun zusammen mit den beiden Schweizer Großbanken ebenso unter Druck wie große Assekuranzunternehmen. Noch gehören sie zur exklusiven Liga der großen Marktteilnehmer in relativ kleinen Märkten. Deutet man die Zeichen an der Wand richtig, rücken aber die verschiedenen Teilmärkte immer näher zusammen. Die Giganten von heute büßen damit massiv an relativer Größe ein. Sofern schiere Größe weiterhin von strategischer Bedeutung sein sollte, wären aus dieser Logik Zusammenschlüsse noch größeren Kalibers die Konsequenz. Mit Blick auf die Phalanx der US-Investmentbanken müsste die nächste Stufe ein transatlantischer „Mega-Merger“ sein.
Zum gleichen Thema meint Le Monde aus Paris: Es ist nicht so sehr die Größe der Fusion zwischen Deutscher und Dresdner Bank, die die Aufmerksamkeit auf sich lenken muss, sondern die „industrielle“ Strategie, die ihr zu Grunde liegt. Wenn die größte und die drittgrößte deutsche Bank ihre Hochzeit beschlossen haben, so vor allem, weil sie entschlossen sind, ihren Beruf als Bankier im klassischen Sinne des Begriffs nicht mehr auszuüben. Spareinlagen und Kundenkredite interessieren sie nicht mehr. In einem Deutschland, in dem die Schalterdichte Rekordniveau erreicht, ist das nicht rentabel genug und von den Personalkosten her zu teuer. Deutsche und Dresdner Bank ziehen sich lieber zurück: Absehbar wird es mit der Allianz ein Versicherer sein, der sich um den Verkauf von Bank- und Finanzprodukten für deutsche Haushalte kümmern wird.
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