die anderen :
Iswestija aus Moskau kommentiert das Schuldbekenntnis des Papstes: Die Reue ist das geistig-politische Vermächtnis des nahezu einzigen Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche im 20. Jahrhundert, dem sogar seine Gegner keine moralisch-politischen Verfehlungen vorwerfen können. Der Vatikan erlebte unter dem heutigen Papst seine Wiedergeburt und wurde real zum Zentrum für die Katholiken der ganzen Welt. Die russisch-orthodoxe Kirche hat es in den letzten Jahren nicht vermocht, zur einigenden Kraft für die Gläubigen zu werden, der hochbetagte und kranke Papst aber hat dem Vatikan fast seine einstige Größe wiedergegeben.
Maariv aus Tel Aviv meint: Die historische offene Rechnung zwischen den Juden und der katholischen Kirche wurde mit der päpstlichen Entschuldigung nicht beglichen. Es ist eine lange, blutige Rechnung des Schreckens von vielen Generationen Gemordeter, Gefolterter, Verfolgter und Gedemütigter. Vor diesem schrecklichen Hintergrund können Entschuldigungen, die nicht klar formuliert sind, nicht ausreichen. Dennoch kann man es nicht ignorieren, dass die katholische Kirche in sich gegangen ist und ihre historischen Vergehen anerkennt. Man kann also mit einer gewissen Befriedigung die Bitte um Entschuldigung zur Kenntnis nehmen.
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