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die anderen

Die Neue Zürcher Zeitung kritisiert den Nicht-Ausschluss Russlands aus dem Europarat wegen Tschetschenien scharf: Ist auch in Straßburg der Rechtsstaat nur noch ein Wort? Offenbar sind die Gralshüter der hohen europäischen Ideale von allen guten Geistern verlassen. Sie glauben immer noch an eine realpolitische Aufgabe, nämlich dass die pflegliche Behandlung einer Großmacht auf dem Spiel steht. Dabei ist der Krieg in Tschetschenien gar nicht die Hauptfrage. Nein, es geht im Tiefsten um etwas, das Politiker nicht erkennen wollen: dass sie im Namen Europas die eigenen Grundwerte verraten. Die Seele des Europarats ist 51 Jahre und 1 Woche nach ihrer Geburt gestorben.

Nowyje Iswestija aus Moskau kommentiert einen Überfall tschetschenischer Freischärler auf russische Truppen in Inguschetien: Der neue Hinterhalt, bei dem 18 Soldaten getötet wurden, bezeugt nicht nur die Unfähigkeit der militärischen Führung Russlands, sondern auch die Schwäche des tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow. Dieser hat immer erklärt, dass er ein Gegner terroristischer Aktionen auf dem Territorium Russlands sei. Trotzdem haben die Freischärler in Inguschetien einen Hinterhalt gelegt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollten – den föderalen Truppen einzuheizen und Maschadow zu demütigen.

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