die anderen:
Zum Moskau-Besuch von Bill Clinton schreibt die tschechische Pravo: Die Vorhersagen zu einem Kompromiss beider Länder über die neue US-Raketenabwehr, die Russland strategische Nachteile bringt, erfüllten sich nicht. Für die USA ist dieses Problem der Schlüssel für eine künftige Partnerschaft mit Moskau. Washington könnte auf die wirtschaftliche Schwäche Russlands setzen und das Raketenprojekt ohne Absprache mit dem Kreml beginnen. Es lässt sich nur raten, wie die russische Antwort lauten wird.
Die Basler Zeitung kommentiert die Besuche von Clinton in Deutschland und Russland: Kanzler Schröder pries Clinton in Aachen als großartigen Freund und beförderte ihn zum „wahrhaftigen Europäer“. Zu Recht? Die pathetischen Worte während der Verleihung des Karlspreises können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Amerikas Interessen nicht mehr in Europa, sondern in Asien liegen. Sein Blick schwenkt nun in den pazifischen Raum, wo beunruhigende Sicherheitsdefizite und gewaltige Investitionspotenziale sichtbar werden. Europa und seine Probleme sind den Amerikanern zunehmend egal. Längst überschatten wirtschaftliche und verteidigungspolitische Rivalitäten den Traum von einer „echten“ Partnerschaft.
Zum amerikanisch-russischen Gipfel schreibt die italienische Zeitung La Repubblica: Weit voneinander entfernt und unterschiedlich wie die Welten, aus denen sie beide kommen, entdecken Clinton und Putin, dass sie sich nicht sonderlich lieben und dass einer dem anderen nicht traut. Der Tag endet mit der simplen Nachricht, dass Moskau nichts von dem geplanten amerikanischen Raketenschutzschild wissen will, weil „die Medizin schlimmer wäre als die Krankheit“.
Die österreichische Zeitung Die Presse meint zu diesem Thema: Die kühle, geschäftsmäßige Atmosphäre beim Gipfeltreffen spiegelt die Natur der derzeitigen amerikanisch-russischen Beziehungen wider: Trotz Differenzen, etwa wegen der Kriege in Tschetschenien und Jugoslawien, will man in Sachfragen doch pragmatisch bleiben – zum beiderseitigen Nutzen der Präsidenten. Kremlherr Putin hatte nach seiner Machtübernahme den USA und ihren Verbündeten sehr rasch signalisiert, dass er ein zuverlässiger Partner für Kompromisse, etwa in Abrüstungsfragen, sei. Nach dem Motto: Über alle externen Probleme können wir verhandeln. Was ich in Russland mache, geht aber niemanden etwas an. Der Westen scheint diesen Kuhhandel akzeptiert zu haben.
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