die anderen:
Zu den Listen von Kinderschändern in englischen Blättern meint der französische Le Figaro: Die britische Presse hat dummerweise eine Bombe scharf gemacht und Fotos, Namen und Adressen mutmaßlicher Kinderschänder veröffentlicht. In dieser Woche demonstrierten jeden Abend in Portsmouth Mütter mit ihren Kindern auf der Straße mit den Schreien: „Hängt die Perversen!“ Zwei Beschuldigte haben sich bereits selbst getötet, Verdächtige mussten umziehen, Menschen wurden irrtümlich beschuldigt. Diese Medienjustiz und ihr Gesetz der Vergeltung sind unerträglich. Ein Teil der britischen Medien hat sich als unverantwortlich entpuppt.
Die Stuttgarter Nachrichten schreiben dazu: Wildwest auf Britisch: Steine fliegen, Autos brennen, Häuser werden abgefackelt, Anwohner suchen das Weite. Dies sind keine Szenen aus einem afrikanischen Bürgerkriegsland, sondern mitten aus Europa. In Portsmouth hat man zur Hatz auf mutmaßliche Kinderschänder geblasen. Skandalös ist vor allem, dass sich ein Massenblatt zum Richter aufspielt und Menschen zum Abschuss freigibt. Der „Erfolg“ dieser heuchlerischen Kampagne ist fatal: Die wirklichen Kinderschänder sind aus Angst um ihr Leben abgetaucht, viele haben ihre Therapien abgebrochen. Den Kindern nützt das am allerwenigsten.
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