die anderen:
Die Neue Zürcher Zeitung schreibt zum Aufruhr in Nahost: Die irrationalen Erwartungen auf dem Höhepunkt der Krise sind verflogen, und die Auseinandersetzung ist zum alten unseligen Zweigespann von Diplomatie und Steinewerfen zurückgekehrt. Mit der Verlängerung des anfänglich scharfen Ultimatums hat Barak eingestanden, dass Israel im Rahmen des von Amerika veranstalteten Friedensprozesses nicht eigenmächtig, auch nicht durch massive Gewaltandrohung, die Grundgegebenheiten verändern kann. Die Vorteile des Friedensprozesses sind für Israel viel zu groß, als dass man ihn abbrechen könnte: Immerhin konnte es seit 1992 hinter der Kulisse der Verhandlungen die Zahl der jüdischen Siedler fast verdoppeln; es bekam eine Sicherheitstruppe von Palästinensern unter Arafats Kommando, die die Siedler schützte und Hamas-Gewalttäter jagte.
Der britische Guardian sieht keine Alternative zum Friedensprozess: Der Friedensprozess hat viele Mängel. Jede endgültige Übereinkunft wird für fast alle Beteiligten zutiefst unbefriedigend sein. Aber die Alternative zu einem rationalen Dialog ist weit, weit schlimmer. Sowohl Juden wie Araber müssen sich daran dringend wieder erinnern.
Die französische Zeitung France-Soir meint zum Schicksal von Miloše- vić: Wiederholt hat Koštunica bestätigt, dass er seinen Vorgänger niemals ans Internationale Gericht in Den Haag ausliefern würde. Er bestreitet die Legitimität dieses Gerichts, das er als politisches Instrument ansieht, das sich der Westen für den Druck auf Serbien zugelegt hat. Diese Lesart ist völlig inakzeptabel. Die von den höchsten Instanzen in Belgrad beschlossene Politik der ethnischen Säuberung kann nur von einer internationalen Instanz verurteilt werden.
Die polnische Gazeta Wyborcza kommentiert den Wahlsieg des Vlaams Blok: Fahrt nicht zum Skifahren nach Flandern! Lächerlich? Keineswegs. Das ist doch das Schlagwort, das Belgien als das am meisten gegen Haider gerichtete Land in Europa ausgab, als die rechte FPÖ an der Regierung beteiligt wurde. Der wohl wichtigste Grund (für den Erfolg der Rechtsextremen) ist die Strategie der „normalen“ Rechtsparteien. Statt das Programm des Blocks mit einem anderen zu bekämpfen, hat die normale Rechte den fremdenfeindlichen Kampf in der eleganteren Verpackung „Flandern zuerst“ aufgenommen. Wer dafür empfänglich ist, geht einfach zum Block, nicht zu den Christdemokraten oder Liberalen. Wozu sich mit einer Kopie abgeben, wenn man das Original haben kann?
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