die anderen:
Die Frankfurter Rundschau kommentiert die Lage in Jugoslawien: Die Volksrevolution verharrt seit dem Machtwechsel im Staatspräsidium auf der Stelle; aber eine halbe Revolution ist keine. Sie kann an den Kungeleien einiger ihrer mutmaßlichen Vertreter mit den Opportunisten der alten Macht ersticken; an der Macht bliebe das Establishment, vertrieben wäre der Miloše- vić-Clan. Es wäre viel, aber nicht genug für den notwendigen demokratischen Wechsel. Das Volk wäre um seinen Sieg betrogen, die nächste Krise angesagt.
Der General-Anzeiger widmet sich der Zwangsarbeiterentschädigung: Die deutsche Industrie stiehlt sich langsam, aber sicher aus der Verantwortung ... Dabei geht es möglicherweise um mehr als die fehlenden 1,8 Milliarden Mark. Denn es ist noch lange nicht sicher, dass die zehn Milliarden die Ansprüche der noch lebenden NS-Opfer decken können. Von historischem Bewusstsein ist wenig zu spüren. Die deutsche Wirtschaft hat sich blamiert. Und die Verlässlichkeit politischer Versprechungen im Ausland in Frage gestellt.
Die Magdeburger Volksstimme schreibt zum NPD-Verbot: Damit kein Irrtum entsteht: Rechtsextremismus ist kein herbeigeredetes Thema. Im Gegenteil: Er ist präsent und verbreiteter, als es die Statistiken allein aussagen. Erst durch das Reden über Rechtsextremismus wird klar, womit wir es zu tun haben. Viel zu lange scheute sich die Politik, gegen rechts offensiv anzugehen. Nun wird über NPD-Verbot und schärferes Versammlungsrecht nachgedacht. Die Demokratie entdeckt ihre wehrhafte Seite. Aus Aktionismus wird Ächtung. Richtig so. Rechtsextreme müssen das Gefühl bekommen, nicht geduldete Außenseiter zu sein.
Die italienische La Republicca meint zur Fernsehdebatte im US-Wahlkampf: Nicht mehr stehend auf dem Podium, sondern sitzend an einem ovalen Tisch, um weniger wie Gladiatoren oder Boxer auszusehen und mehr wie angehende Präsidenten: So haben sich Al Gore und George Bush präsentiert. Es war die zweite Diskussion dieses Wahlkampfes, dessen Ausgang 26 Tage vor dem Votum ungewisser denn je scheint. Bush ging diesmal mit leichtem Vorsprung in Führung. Doch die Zahlen dürften sich bis zum 7. November noch ändern, weil die Wähler nach Einschätzung der Polit-Gurus immer unbeständiger werden, insbesondere in Anbetracht von grauen, anonymen Kandidaten. Bush und Gore sind gewiss keine schillernden oder charismatischen Persönlichkeiten. Sie schaffen es noch nicht einmal, ‚berühmt‘ zu werden. Laut Umfragen kennt jeder dritte junge Amerikaner ihre Namen nicht.
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