die anderen:
Die russische Tageszeitung Wremja MN kommentiert die Proteste des größten privaten Fernsehsenders NTW gegen die Übernahme durch den halbstaatlichen Erdgasmonopolisten Gasprom: Bislang hat es nicht eine Einschränkung der Pressefreiheit von NTW-Journalisten gegeben. Darüber wird nur im Futur und im Konjunktiv geredet. Die NTW-Berichterstattung haben die Journalisten des Fernsehkanals selbst unterbrochen. Doch unter den Zuschauern gibt es nicht nur Anhänger des bisherigen Chefredakteurs Jewgeni Kisseljow, sondern auch Serien-Liebhaber, Fußballfans, Hausfrauen und andere. Die NTW-Mitarbeiter möchten ihre Angelegenheit als Konflikt zwischen Staatsmacht und freiem Massenmedium darstellen. Opfer im Kampf für die Ideale der Demokratie zu werden, ist die eine Seite. Marionette in den Intrigen der Oligarchen zu sein, die andere. Die Journalisten von NTW verdienen unser Mitleid. Die russische Marktwirtschaft, und darin auch der Mediensektor, ist noch weit von zivilen Normen entfernt.
Die Frankfurter Rundschau schreibt zur Situation in Russland:
Als Wladimir Putin die Wahl gewonnen hatte und im Amt des russischen Präsidenten durch das Volk legitimiert war, regte sich Zuversicht: Nun wird er zeigen, was er kann, um Russland aus der Krise zu führen. Das ist ein Jahr und einige Tage her. Nach seiner Rede zur Lage der Nation am Dienstag ist die Stimmung im Detail anders: Nun müsste er eigentlich mal zeigen, was er kann, die Krise nämlich ist immer noch da. [...] Über ein konstitutives Element der Demokratie, die Pressefreiheit und die Freiheit der Kritik am Staat, brauchte er kein Wort zu verlieren; die feindliche Übernahme des unabhängigen Fernsehsenders NTW durch den Staatskonzern Gasprom zeigt den Trend genau genug. Des wirtschaftlich, politisch, moralisch und kulturell verheerenden Krieges gegen das tschetschenische Volk ließ er durch eine Schweigeminute gedenken – für die dort gestorbenen russischen Uniformierten, nicht für die zivilen Opfer. Einen Friedensweg zeigte Putin nicht auf.
Die Berliner Zeitung kommentiert die Love Parade:
Die Entzauberung der Love Parade ist nun amtlich. Jedoch nicht, weil Techno überholt und längst nicht mehr die Entdeckung eines avantgardistischen Musikstils ist. Sondern, weil ein kleines Häufchen Natur-Enthusiasten pfiffig genug war, die Reservierung eines Ortes an einem bestimmten Tag auch mal für sich zu beanspruchen. Mainz würde sich wohl niemals den Rosenmontagsumzug von einer Opernsängerin aushebeln lassen.
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