die anderen:
Die europäischen Medien interpretieren die italienischen Parlamentswahlen recht unterschiedlich. Der Daily Telegraph aus London etwa spricht sich klar für Berlusconi aus: Sein Triumph wäre ein Dämpfer für die Föderalisten, die Einmischung in die demokratische Politik anderer europäischer Staaten befürworten. In Großbritannien würde ein Kandidat wie er allerdings keine fünf Minuten überleben. Das wirft ein trauriges Licht auf den Zustand der italienischen Politik. Aber das ist Sache der Italiener.
Der Standard aus Wien dagegen kritisiert den Kandidaten des italienischen Rechtsbündnisses: Berlusconi ist mehrfach rechtskräftig verurteilt. Doch Eingeständnisse sind dem Selbstgefälligen fremd. Berlusconi sucht mit seinem Sieg die Reinwaschung von allen Sünden der Gegenwart und der Vergangenheit zu erhalten. Er will die Absolution durch das Volk, eine Entscheidung, die sich dann über jene der Richter und Staatsanwälte stellen ließe. Letztendlch stehen die Italiener also vor der Wahl, ob sie den vermeintlichen Teufel mit dem Beelzebub austreiben wollen.
Corriere della Sera aus der italienischen Hauptstadt meint lapidar: Natürlich, es muss sich alles ändern! Aber für gewöhnlich ändern in unserem Land nur die Musikanten ihren Posten. Die Musik jedoch bleibt fast immer die selbe.
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