die anderen:
Zu den Gemeinsamkeiten der Konflikte in Nahost, Mazedonien und Nordirland und zur Rolle der Vermittler meint die in Mailand erscheinende Zeitung Corriere della Sera: Die drei Krisen sind sehr unterschiedlich und weisen doch Übereinstimmungen auf. Es sind Bürgerkriege zwischen ethnisch-religiösen Gruppen, die seit langer Zeit auf demselben Territorium leben. Sie stellen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, eine Gefahr für die Ruhe Europas dar. Sie beschäftigen Vermittler, die oft, wenn auch unter verschiedenen Vorzeichen, dieselben Personen sind. Und sie haben die Fähigkeiten der größten Mächte auf ein harte Probe gestellt. Vielleicht sollte man sich fragen, warum die Demokratien trotz ihrer vorhandenen Mittel der Überzeugung bislang vollständig versagten. Der Vermittler hat in der internationalen Politik nur dann Erfolg, wenn er bereit ist, Risiken einzugehen. Es würde zum Beispiel reichen, wenn der junge Bush wie sein Vater im Jahr 1990 damit drohen würde, die finanziellen Hilfen Amerikas für Israel auszusetzen.
Der Tagesspiegel aus Berlin schreibt zum Sieg der lethargischen, weil veränderungsunwilligen Fußballfans über „ran“: Niemand hat die Absicht, den Sendetermin von „ran“ zu verlegen – das hatte Pro-7-Sat.1-Chef Urs Rohner vor ein paar Tagen noch versichert. Vorbei. Kirchs Plan, das Publikum zu erpressen, um so „Premiere“ zu retten, ist gescheitert. Ein Sieg. Aber für wen? Es gibt zwei Deutungen. Die erste geht so: Die Verlegung von „ran“ ist Marktlogik. Kirch will ein Produkt durchsetzen, für das es nicht genug Abnehmer gibt: „Premiere“. Die zweite klingt anders: ein Sieg der Kleinen über einen Mächtigen. Das Gesetz „Wer zahlt, bestimmt“ ist durchbrochen. Die zweite Lesart ist uns lieber. Sie hat etwas von Robin Hood. Sie gefällt uns, weil sie ein Sinnloch füllt. Politik erscheint seit 1989 weitgehend als Verwaltung des Status quo – die Massen, die früher Geschichte machten, sind in der hoch individualisierten Gesellschaft verloren gegangen. Die „ran“- Verlegung zeigt, dass es die Massen, die etwas verändern, noch gibt: zumindest an der Fernbedienung.
Der Münchner Merkur meint zum erstarkten Euro: Ein gefestigter Euro kurz vor der Einführung des neuen Bargelds ist ein Grund zur Freude. Allerdings nicht, wenn die Märkte ihn in ihrem Überschwang zu schnell zu stark nach oben treiben. Denn die Euro-Erholung kommt, wenn sie denn von Dauer ist, zu einem heiklen Zeitpunkt. Europas Wirtschaft befindet sich am Abgrund. Eine allzu kräftige Aufwertung könnte ihr den fatalen Schubs verpassen. Schließlich galt der Export bis zuletzt als letzter krisenfester Jobgarant.
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