piwik no script img

die anderen

Die Entscheidung der deutschen Regierung, bis zu 3.900 Soldaten für den Krieg in Afghanistan bereitzustellen, kommentiert die Londoner Financial Times wie folgt: Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sein Land mit der Entscheidung, bis zu 3.900 Soldaten für den von den USA angeführten Feldzug gegen Afghanistan zur Verfügung zu stellen, einen wichtigen Schritt weiter in die „Normalität“ geführt. Diese Truppen werden nicht an Luftangriffen oder Bodenkämpfen beteiligt sein, aber die Geste hat symbolische Bedeutung. Sie ist zu begrüßen. Es ist bemerkenswert, wie weit sich das deutsche Establishment in den letzten zehn Jahren seit der Wiedervereinigung bewegt hat. Der Einsatz deutscher Soldaten außerhalb Nato-Gebiet wird inzwischen nicht nur als notwendig, sondern sogar als wünschenswert angesehen.

Zum Parlamentsvotum in Italien über die Beteiligung italienischer Soldaten meint die römische Zeitung La Repubblica: Zuerst die traurige Nachricht: Seit heute ist Italien im Krieg. Und vielleicht zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert müssen unsere Bodentruppen, wie es der Verteidigungsminister sagte, in diesem Konflikt sogar „Aufgaben des Angriffs“ übernehmen. Die zweite Nachricht ist eine gute: Die 2.700 italienischen Soldaten, die sich bereit machen, an die afghanische Front zu gehen, haben die zwar besorgte, aber doch die klare Unterstützung der Nation im Rücken sowie das fast einstimmige Votum des Parlaments . . . Es gibt einen „gerechten Krieg“. Derjenige Krieg, in den unsere Soldaten jetzt gehen und in dem sie kämpfen werden, ist dafür ein Beispiel. Aber es ist immer noch ein Krieg.

El País in Madrid stellt die Rolle der Europäischen Union im Kampf gegen den Terrorismus in den Mittelpunkt der Debatte: Die Europäische Union hält sich trotz der Schwächen ihrer Institutionen und ihrer politischen Führung im Kampf gegen den Terror beachtlich. Die Tatsache, dass Deutschland fast 4.000 Soldaten abstellt, ist von historischer Bedeutung. Italien will 2.700 Militärs aufbieten und Frankreich eine größere Präsenz zeigen. Dies ist umso bemerkenswerter, als in Europa die Zweifel an der Strategie der USA zunehmen. Allerdings ist die EU, wenn die Waffen sprechen, nur ein Zwerg. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die einzelnen Länder eine katastrophale Verteidigungspolitik verfolgen. Dass ein Land wie Deutschland mit 4.000 Soldaten schon fast die Grenzen seiner Möglichkeiten erreicht, ist gemessen am Militärbudget ziemlich wenig. Europa gibt wenig für die Verteidigung aus, und es verwendet vor allem seine Mittel schlecht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen