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die anderen

Die israelische Ha’aretz kommentiert die palästinensischen Selbstmordattentate: Arafat verliert seinen Status als Partner für einen Dialog für einen politischen Kompromiss zur Beendigung des Konflikts. (. . .) Es ist dabei völlig gleichgültig, ob er die Ereignisse nicht mehr kontrollieren kann oder ob er es aus taktischen Gründen vorzieht, mit verschiedenen Stimmen zu sprechen und auf unterschiedlichen Ebenen zu handeln: Sein Verhalten führt den Konflikt an den Rand des Abgrunds.

Zum gleichen Thema meint die römische La Repubblica: Auf die israelischen Toten werden viele weitere Tote folgen, diesmal Palästinenser. Die Spirale der Attentate und der Vergeltung hätte vielleicht vor drei oder vier Monaten aufgehalten werden können. Jetzt nicht mehr. Jede übrig gebliebene Hoffnung, die Kontrahenten am Verhandlungstisch zu sehen, muss als fromme Illusion betrachtet werden.

Die Pariser Libération schreibt: Seit dem Beginn der zweiten Intifada hat bisher niemand eine klare Antwort auf folgende Frage gegeben: Kann oder will Arafat die antiisraelischen Anschläge nicht stoppen? Vielleicht weder das eine noch das andere. Wenn er auch die emotionale Bedeutung der Anschläge vom 11. September begriffen hat (man erinnert sich an seine Blutspende), so scheint er nicht verstanden zu haben, in welchem Maße die internationale Gemeinschaft die Methoden des Terrorismus verurteilt und wie notwendig es ist, sich klar von ihm abzugrenzen. Arafat bietet heute eher das Bild eines Mannes, der sich von den Ereignissen treiben lässt, als von einer Führungsperson, welche die Ereignisse beeinflussen will.

Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert: Arafats Schicksalsstunde nähert sich. Die Terroranschläge erhöhen zwar den Druck auf Israel, Konzessionen etwa in der Siedlungspolitik zu machen – insofern profitiert der alte Freischärler von der Gewalt –, doch diese Wirkung ist bestenfalls kurzfristig. Attentate als Mittel in einer Verhandlungssituation sind gefährlich. Sie schmälern den Spielraum eines jeden israelischen Regierungschefs, dem Palästinenserführer entgegenzukommen. Zudem besteht die Gefahr, dass, wenn die Provokation ein gewisses Maß überschreitet, eine Reaktion ausgelöst wird, die Palästina eine tschetschenische Trümmerlandschaft beschert. Arafat müsste mit anderen Worten glaubwürdig beweisen, dass er mit Terrorismus nichts gemein hat und begriffen hat, dass Gerechtigkeit warten muss, wenn Gefahr besteht, dass die Welt zu Grunde geht.

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