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die anderen

Die britische Zeitung The Guardian schreibt zur Lage in Simbabwe: Die Unterdrückung ist jetzt die Norm. Aber es zeichnet sich der Moment ab, da die Gewalt auf niedrigem Niveau sich angesichts eines unverhohlenen Wahlbetruges zu einem größeren Konflikt ausweiten könnte, sogar zu einem Bürgerkrieg, der durch Hunger und Verzweiflung noch angeheizt wird. Mit der Ausrufung eines Notstandes und der Einschaltung der Armee würden alle noch vorhandenen Bindungen an das demokratische Prinzip beseitigt. Simbabwes gesamte Zukunft steht nun auf dem Spiel. Und dennoch ist es schwer vorstellbar, dass Mugabe wirklich die uneingeschränkte Gewaltherrschaft seinem jungen Staat als letztes Vermächtnis hinterlässt. Während der Westen jetzt machtlos zuschaut, liegt es an seinen Nachbarn, ihn vom Abgrund zurückzureißen.

Zur Rolle von Richter Richard May im Prozess gegen den Expräsidenten Slobodan Milošević vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal meint das niederländische Algemeen Dagblad: Mays Verhalten macht das Dilemma deutlich, mit dem er zweifellos zu kämpfen hat. Milošević, der sich selbst verteidigt, hat schon dutzende Male behauptet, dass das Tribunal illegal und voreingenommen ist. Wenn May dem Expräsidenten nicht genug Zeit für seine Verteidigung einräumen würde, gäbe er ihm damit neue Munition. Milošević nutzt aber jede Gelegenheit, dem Prozess einen politischen Charakter zu geben. May hat schon dutzende Male angedeutet, dass er das auch nicht will. Der Zirkus Milošević wird allen Erwartungen zufolge mindestens über zwei Jahre laufen. Das Spiel zwischen Dompteur und Löwe hat erst begonnen.

Die Pariser Zeitung Le Monde schreibt über den Enron-Skandal in den USA: Zwei Monate nach dem Konkurs des US-Unternehmens Enron werden die Ausmaße des Skandals immer deutlicher sichtbar. Enron finanzierte die Republikaner und ein wenig auch die Demokraten; der Chef der Firma, Kenneth Lay, ist ein Republikaner und Freund der Familie Bush. Zehn Inhaber wichtiger Posten in der Bush-Administration kommen von Enron. Es ist genau dieser „Kumpel-Kapitalismus“ auf höchstem Niveau, den die USA während der Asienkrise Ende der Neunzigerjahre in Thailand, in Südkorea, auf den Philippinen oder in Indonesien anprangerten.

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