die anderen:
Die Pariser Wirtschaftszeitung La Tribune schreibt über die Wahlversprechen von Chirac und Jospin: Die beiden Hauptkandidaten schoben das Thema an den Rand, aber nun werden sie daran erinnert, dass sich ihre europäischen Verpflichtungen nicht mit der Demagogie von Steuergeschenken vereinbaren lassen. Europa interessiere die Wähler nicht, heißt es bei Chirac und Jospin. Dennoch waren es diese Wähler, die als Verbraucher zu Beginn des Jahres den Erfolg des Euro ermöglichten.
Die Zeitung Le Midi Libre aus Montpellier schreibt über das Desinteresse an der Präsidentschaftswahl: Offenbar fühlen sie sich mehr von den jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten betroffen. Für drei Viertel der Wähler bieten die Programme der beiden Hauptrivalen kaum Unterschiede. Ein großer Teil der Wählerschaft scheint zur Protestwahl zu neigen, sie wollen extrem links oder extrem rechts wählen oder sich enthalten. Eine besorgniserregende Haltung, die deutlich ein Desinteresse an den Regierenden zeigt.
Die katholische französische Tageszeitung La Croix (Paris) schreibt über die antijüdischen Ausschreitungen: Die politischen Führer unseres Landes müssen spontane oder vorsätzliche antisemitische Übergriffe entschieden unterbinden. Die Franzosen müssen ihren jüdischen Mitbürgern ihre vollständige Unterstützung zusichern und die Emotionen verstehen, die sie bewegen. Ebenso verstehen müssen sie den Aufruhr der französischen Muslime angesichts der Nachrichten aus den besetzten Gebieten, die entsetzliche Auswirkungen auf die dortige Zivilbevölkerung haben. Die Kriegstreiber haben gewonnen und haben die übertönt und zum Schweigen gebracht, die an Verhandlungen glauben. Auch in der Entfernung sind Emotionen und Mitgefühl verständlich, doch diese Gefühle dürfen nicht überhand nehmen und die Vernunft ausschalten.
Die liberale dänische Tageszeitung Politiken (Kopenhagen) schreibt zu den Anschlägen: Synagogen in Brand, Nazi-Graffiti auf jüdischen Friedhöfen und Schüsse auf jüdische Geschäftsleute. Gemeint ist nicht das Europa der Dreißigerjahre, sondern das Europa unserer Tage. Es wird schwerer, Jude zu sein, weil man von der Umwelt ständig mit dem identifiziert wird, was der Staat Israel unternimmt. Diese Verknüpfung beinhaltet eine unkritische Vermischung von Judentum und einer kulturellen Zugehörigkeit zum Zionismus. Mit dem Antisemitismus ist schon so reichlich experimentiert worden, dass dieses blutige Missverständnis keine Neuauflage mehr erleben darf.
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