piwik no script img

die anderen

Die römische Tageszeitung La Repubblica schreibt über die Reise des schwer kranken Papstes Johannes Paul II. nach Aserbaidschan und Bulgarien: Mit einem Schlag werden mit dieser 96. päpstlichen Pilgerreise die Bilder aus der Erinnerung der Menschen gelöscht, die mehr als eine Generation geprägt haben. Woytila war der Papst der Bewegung. Jetzt ist er versteckt. Dieser reisende Schatten sorgt für Betroffenheit. Der große Prediger kann fast nicht mehr sprechen. Je bitterer der Anblick eines invaliden und gepeinigten Körpers wird, umso mehr wird sich die Frage stellen, ob diese Tortur notwendig und nützlich für die Kirche ist.

Die Mailänder Zeitung Corriere della Sera meint dagegen: In fast perfektem Bulgarisch hat der Pontifex die Ehre eines stolzen Landes wieder hergestellt. Er hat die letzten Spuren eines dunklen Kapitels beseitigt, das mit den Vermutungen um die Drahtzieher des Attentates in Zusammenhang stand, das am 13. Mai vor 21 Jahren gegen ihn verübt wurde. Dieser so sehr erwartete Satz: „Niemals habe ich aufgehört, das bulgarische Volk zu lieben“, wirkte wie eine Befreiung. Auch wenn er nicht die Hardliner beruhigt hat, die verlangt hatten, dass der Papst die Nichtverwicklung Bulgariens in die Mordpläne feststellen sollte, hat er die überwältigende Mehrheit zufrieden gestellt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen