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Archiv-Artikel

die anderen über „katrina“ und die folgen

Dagens Nyheter aus Stockholm meint: Nun beginnt das politische Nachspiel. Dabei wird es vor allem US-Präsident George W. Bush an den Kragen gehen. Seine Rede an die Betroffenen wurde als eine der schlechtesten seiner Laufbahn bezeichnet. Er habe zu spät reagiert, hieß es. Gouverneure klagten schon längst vor „Katrina“ darüber, dass der Irakkrieg Personal von der Nationalgarde abzieht, das zu Hause gebraucht wird. Zudem hat die Bush-Administration das Risiko großer Naturkatastrophen heruntergespielt.

USA Today schreibt: Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Amerikaner, die in Armut leben, zum vierten Mal in Folge auf jetzt knapp 12,7 Prozent gestiegen ist. In New Orleans ist der Anteil der Armen doppelt so hoch wie im nationalen Durchschnitt. Zwei Drittel der Bewohner der Stadt sind Afroamerikaner. Es sind diese Leute, deren zerrüttetes Leben nun öffentlich geworden ist. Leider gibt es kaum Zweifel daran, dass die Armut wieder unsichtbar wird, wenn New Orleans zur Normalität zurückkehren sollte. Bis zur nächsten Katastrophe.

Der Tages-Anzeiger aus Zürich schließt sich an: Die Vereinigten Staaten sind auf der einen Seite ein Land der Vermögenden und Einflussreichen, die immer stärker werden und alles erhalten, was sie von der Regierung in Washington fordern. Auf der anderen Seite ist Amerika ein Drittweltland, in dem die Armen sogar um den nötigsten Unwetterschutz betteln müssen. „Katrina“ bietet die Chance, nicht nur stärkere Dämme in New Orleans zu bauen, sondern auch Risse in der amerikanischen Gesellschaft zu kitten.

Trouw aus Amsterdam kommentiert: Die Katastrophe in New Orleans und Umgebung hat zu einer Situation geführt, wie wir sie sonst nur aus Entwicklungsländern kennen. Hunderte, möglicherweise tausende Tote, unzählige verwüstete Gebäude, Menschen, die auf Dächern knapp über dem Wasser nach Hilfe winken, und die Plünderung verlassener Geschäfte. Es bleibt zudem die schreckliche Erkenntnis, dass es die ärmsten Teile der Bevölkerung im Katastrophengebiet am schlimmsten getroffen hat.

Die Basler Zeitung fasst zusammen: Ohnmächtig müssen Polizisten zusehen, wie Plünderer das Chaos ausnutzen. Hilflos kapitulieren Rettungskräfte vor der Anarchie. „Katrina“ hat die eklatanten Defizite der US-Gesellschaft aufgezeigt. Die Auswirkungen des Hurrikans sind der Preis dafür, dass staatliche Pflichten in den letzten Jahrzehnten auf ein Minimum reduziert wurden. Es zeigt sich: Mit Gewinnstreben, Entsolidarisierung und einem schlankem Staat lassen sich die Folgen von Naturgewalten nicht bekämpfen.