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Archiv-Artikel

die anderen über jacques chirac

Die Pariser Zeitung Le Monde kommentiert den jüngsten Fernsehauftritt des französischen Präsidenten Jacques Chirac: Er hat uns am Montag eine zumindest surrealistische Nummer der Selbstzufriedenheit vorgespielt. Wenn man ihm glauben soll, verfolgt die Regierung Villepin „mit Erfolg ihre Roadmap“ und hat ihren „Vertrag perfekt erfüllt“. Chirac erteilt ihr also drei gute Noten – in Sachen Arbeitslosigkeit, Wachstum und verbesserter innerer Sicherheit. Dabei vergisst er etwas schnell die zwei Erdstöße, die die sozialen Gräben noch etwas tiefer aufgerissen haben: die Krise in den Vorstädten vom Herbst und die Revolte gegen den Ersteinstellungsvertrag vom Frühjahr.

Zu den Wandlungen in Chiracs Stahlpolitik schreibt die Neue Zürcher Zeitung: Chirac kündigte die Einberufung des Parlaments zu einer Sondersession für September zwecks Verabschiedung der Fusion der beiden großen Energieunternehmen an. Ob dannzumal die diesbezüglich renitente Regierungspartei tatsächlich Sukkurs (Unterstützung) dafür leisten wird, erscheint völlig ungewiss. Wie der Präsident jetzt die von ihm zuvor heftig bekämpfte Stahlunternehmensfusion Arcelor/Mittal plötzlich als friedliche Übernahme akzeptierte, mutete symptomatisch an für eine wachsende politische Ohnmacht in der Schlussphase seiner Amtszeit.