piwik no script img

Archiv-Artikel

die anderen über die lage im irak

Die Züricher NZZ am Sonntag meint: Die Taktik des schiitischen Predigers Muktada al-Sadr in Nadschaf ist so durchschaubar wie massenwirksam. Wenn die US-Truppen in der heiligen Stadt große Schäden anrichten, treibt das dem Demagogen Sadr Anhänger zu. Die amerikanischen Strategen haben nach eineinhalb Jahren bemerkt, dass die schiitische Gemeinschaft keine homogene Gruppe von Selbstgeißlern ist, die nichts sehnlicher herbeiwünscht als einen Gottesstaat nach iranischem Vorbild. Die Moderaten unter den Schiiten, wie der Ajatollah Sistani, müssen vor Anschlägen geschützt und in den politischen Prozess eingebunden werden.

Die Presse aus Wien schreibt: Am großen nahöstlichen Spielbrett geht es jetzt um die Position der Schiiten und Sunniten, also um den Machtkampf zwischen den Mullahs im Iran und dem Herrscherhaus der Saudis. Das würde auch erklären, warum die Übergangsregierung in Bagdad mit nahezu allen Mitteln auf dem Verhandlungsweg einen Flächenbrand zu verhindern versucht und das US-Militär davon fern halten will; und warum die US-Streitkräfte so sehr auf die Vernichtung des Schiitenführers Muktada al-Sadr aus sind. In Nadschaf und den anderen umkämpften Städten scheinen die US-Streitkräfte in der Tat nicht mehr die bestimmende Kraft zu sein.