die anderen über den rentenstreik in frankreich :
Die belgische Tageszeitung Le Soir schreibt aus Brüssel zum Streik gegen die Rentenreform von Frankreichs Premierminister Raffarin: Objekt des Unmuts: die Verteidigung der Renten. Die Mehrheit der Franzosen ist überzeugt, dass das vom Altern der Bevölkerung bedrohte Rentensystem gerettet werden muss, lehnt die von der Regierung ausgedachte Reform aber ab. Es ist der erste große Sozial-Test für die Rechte, die vor einem Jahr an die Macht zurückgekehrt ist. Das Dossier ist explosiv: Es hat das Land bereits im Winter 1995 lahm gelegt und mit dazu beigetragen, dass Jacques Chirac seinerzeit die Nationalversammlung auflöste.
Die Pariser Zeitung Libération kommentiert: Es handelt sich um eine Kulturrevolution: Länger arbeiten, um weniger Rente zu erhalten. Also die Einstellung zur Arbeit ändern, die in Frankreich seit 30 Jahren an Wertschätzung verliert. Die Regierung möchte sich heute gegen eine Definition des sozialen Fortschritts stellen, die so lautet: Weniger Entfremdung durch Arbeit, mehr Emanzipation durch Freizeit. Raffarin hat vielleicht einen großen Fehler begangen, indem er versäumte, die Notwendigkeit dieser Reform ausreichend zu erläutern, und indem er sich stattdessen auf einen unzeitgemäßen Krieg zwischen öffentlichem und privatem Sektor konzentrierte.