die anderen über den milošević-prozess, die nato im irak und berlusconi als finanzminister :
Zum Prozess gegen Slobodan Milošević meint die Financial Times aus London: Der internationale Prozess gegen Slobodan Milošević wegen Kriegsverbrechen und Völkermord wird zu einem düsteren Marathon. Er wurde erneut wegen der Gesundheit des Angeklagten verschoben. Es besteht die Gefahr, dass der ganze Prozess zu einer Farce wird und damit ein zweifelhaftes Vorbild für ein Verfahren gegen den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein gegeben wird. Der Milošević-Prozess in Den Haag ist ein wichtiger Test für mehr Transparenz in der internationalen Justiz. Er mag umständlich und teuer sein, aber wenn künftige böse Diktatoren abgeschreckt werden, lohnt er sich.
Die Zeitung Le Progrès aus Lyon schreibt zum selben Thema: Welche Form die Justiz auch annimmt, sie hat immer größere Schwierigkeiten, über extreme Verbrechen zu urteilen. Der Prozess gegen Slobodan Milošević, der vor einem internationalen Gericht vertagt wurde und nun von seinem Blutdruck abhängt, ist ein neuer Beweis dafür. Nach zweijährigen Verhandlungen spielt dieses Individuum weiter mit der legitimen Hoffnung auf Vergeltung von zehntausenden von Familien. Welche Vergeltung kann es überhaupt gegen den Verantwortlichen so vieler Verbrechen geben?
Le Figaro aus Paris schreibt über das Nato-Erkundungsteam im Irak: Den Amerikanern geht es nicht wirklich darum, dass die Nato irakische Truppen ausbildet. Das politische Aushängeschild ist es, was allein zählt. Dass die Allianz in Bagdad auf der Bildfläche erscheint, auch wenn sie sich durch ein Mauseloch einschleicht, das erlaubt es dem US-Präsidenten, an der amerikanischen Ostküste dieses herauszuposaunen: Ich habe die Zustimmung aller Verbündeten, also auch Frankreichs und Deutschlands, jener eigensinnigen Wortführer des Multilateralismus.
Den Auftritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi als Wirtschafts- und Finanzminister kommentiert die römische Zeitung La Repubblica: Niemals zuvor hat man es in einem zivil geführten und demokratischen Land erlebt: Der Regierungschef – der noch dazu ein Unternehmer und Finanzier ist – nimmt die Staatskasse in seine Hände und hat damit das Kommando und die Kontrolle über den Staatshaushalt, den Fiskus, die Banken, die Ersparnisse und die Finanzmärkte. Das ist eine Hypertrophie der Macht, die in der Tat ohne jedes Beispiel in der Vergangenheit ist, und die nach aller Wahrscheinlichkeit in der westlichen Welt auch keinen Nachahmer finden wird.